Öffnungszeiten

Mi–Fr 10–17
Sa 13–18h
So u. Feiertags 11–18h


Eintritt frei!

Blick in die Ausstellung

Reconstructed Zone

Aktuelle Kunst zur DDR und danach

04/09–08/11/2009

Künstler*innen

  • Sandra Kuhne
  • Nina Fischer / Maroan el Sani
  • Lenka Clayton
  • Dora García
  • Sven Johne
  • T & T - Tamiko Thiel / Teresa Reuter
  • Andrea Pichl

Kuratiert von Anne Kersten

Jahr 2009 sind 20 Jahre seit dem Mauerfall vergangen, das vereinte Deutschland ist jedoch bis heute in vielerlei Hinsicht noch ein geteiltes. Während Westdeutschland im Verhältnis nur beiläufig durch die Wende beeinflusst wurde, geht mit dem langsam voranschreitenden Prozess der Vereinigung das Schwinden der ostdeutschen Identität einher, besonders sichtbar am Verlust etlicher Identität stiftender Bauten. Nach dem populären Versuch des Entgegenwirkens dieser Entwicklung, der sich in den 90er Jahren in einer Welle der Ostalgie äußerte, finden sich in künstlerischen Arbeiten der letzten Jahre häufig Rekonstruktionen von Orten, Situationen und Ereignissen aus der DDR und der Zeit nach 1989, die ins Gedächtnis zurückrufen, was an Sichtbarkeit verloren hat und eine neue Möglichkeit der Reflektion bieten.
Viele der in der der Ausstellung Reconstructed ZONE versammelten Positionen bewegen sich dabei im privaten Erlebnisbereich und bilden die politischen Verhältnisse nur beiläufig ab. Dieses bewusst gewählte Spektrum soll die polarisierte Darstellung der DDR zwischen brutalem Überwachungssystem und biederem Kuschelstaat erweitern. Mit dem Zusammentreffen von in der DDR sozialisierten Künstlern und solchen aus anderen Ländern, werden subjektive Erfahrungen und Umgangsweisen mit Beobachtungen und Interessen von außen ergänzt und damit der Diskurs auch um die Frage der Aneignung bzw. der Interpretation von Geschichte erweitert.

Ein Thema der Ausstellung Reconstructed ZONE ist die Division Berlins, die in den Arbeiten BerlinBerlin (2009) von Lenka Clayton und Virtuelle Mauer / ReConstructing the Wall (2008) von T & T (Tamiko Thiel &Teresa Reuter) konkretisiert wird. Während Lenka Clayton mit original Objekten die Doppelung von kulturellen und staatlichen Einrichtungen vergegenwärtigt, rekonstruieren T & T einen Abschnitt des ehemaligen Berliner Grenzgebietes als Computeranimation, mit der die Besucher sich auf eine Zeitreise in alltägliche und historische Geschehnisse dies- und jenseits der Mauer begeben können. Eine weitere Reminiszenz an Ost-Berlin kreieren Nina Fischer und Maroan el Sani mit der Arbeit Tanzboden-Erinnerungen (2004). Die Präsentation des nachgebildeten Tanzbodens des Palasts der Republik akzentuiert das Künstlerpaar mit differierenden Erinnerungen ehemaliger Besucher. Mit dem Sujet Kontrolle und Spionage setzt sich die Künstlerin Dora García in ihrem Video Zimmer, Gespräche (2006) auseinander, indem sie ein Gespräch zwischen einem Beamten der Staatssicherheit und seiner Informantin provokativ sympathisch produziert. Dabei intendiert die Künstlerin mehr die Wirkung der als Drehbuch benutzten Überwachungsdaten zur Darstellung von Realität. In dem Hör- und Filmstück Wissower Klinken (2007) dramatisiert der Berliner Künstler Sven Johne den tragischen Tod eines Rügener Touristenführers und ehemaligen Grenzwächters, indem er heimatliche Gefühle nicht unberührt lässt. In der Installation Proraer Chaussee (2009) von Andrea Pichl begegnen sich stilisierte Konstruktionen des Ingenieurs Ulrich Müther und des Designer Albrecht Ecke. Es entsteht eine begehbare Zeichnung, die nicht nur die Besonderheit der Ostmoderne hervorhebt sondern auch zwei ihrer interessantesten Produzenten ehrt. Polarisierend zum Renaissancebau des Schlosses markieren weißes Klebeband und Flechtleine den Grundriss von drei identischen Wohnungen eines Plattenbaus. Mit dem Raumkonzept Karl-Liebknecht-Strasse (2009) verweist Pichl die Ausstellung so in sozialistische (Lebens-)Strukturen. Dem Verschwinden ostdeutscher Produkte wie Textilien, Büroartikel, Schriften und vieler anderer Materialien steht der Erhalt planwirtschaftlicher Restbestände aufgelöster DDR-Fabriken gegenüber. Dieses Prinzip entspricht dem Konzept des Vitalen Archivs (2005-2009) von Sandra Kuhne, die um das vitale Weiterleben dieser Dinge bemüht ist und deshalb Produkte ihres Archivs an der Benutzung Interessierten zur Verfügung stellt.