Under The Skin
03/12/2021–13/02/2022
Pressematerial anzeigenLaufzeit: 03.12.2021- 06.02.2022
Eröffnung: 02.12.2021 19h 2G+
Künstlerinnen:
Sabina Hyoju Ahn, Anna-Maria Meyer, Anna Miethe, Theresa Schubert
Leben und Tod werden heute in Elektronenmikroskopen verhandelt, und die Ergebnisse dieser Untersuchungen mit dem heutigen Potential von Grafik- und Animationsprogrammen visualisiert. Die Mikro- und Nanoebenen besitzen ihre eigenen, von Computern gesteuerten Bildsprachen. Diese liefern die Modelle, die die im Inneren der Körper ablaufenden Prozesse veranschaulichen. Der medizinische Blick geht unter die Haut. Die Hautoberfläche erscheint in diesem Zusammenhang als nur eine von mehreren Repräsentationsmöglichkeiten von Lebewesen. Die Sehapparate der bildgebenden, medizinischen Diagnostik machen verborgene Bestandteile in Echtzeit sichtbar und geben uns neue Einblicke in die menschliche Existenz. Künstliche Intelligenz wird die Diagnostik von Krankheiten, insbesondere in der Auswertung medizinischer Bildaufnahmen, deutlich verbessern. Operationen werden von Ärzt*innen heute in der Regel computerunterstützt durchgeführt. Digitalisierung und KI haben die Medizin voll erfasst.
Die Pandemie hat dazu geführt, dass Bilder der Wissenschaft zum festen Bestandteil der Alltagskultur geworden sind. Jeder Mensch weiß heute, wie ein Virus aussieht. So auch das Covid 19-Virus, das inzwischen in unendlich vielen Varianten als Internet-Meme auftaucht und bearbeitet wurde. Die Naturwissenschaft bedient sich in ihrer Bildpraxis besonderer Darstellungsformen und Technologien, wie beispielweise dem MRT, Röntgenstrahlen, etc. Die Ärzt*innen von heute führen ihre professionellen Handlungen häufig in Kombination von Screens und virtuellen Bildern durch, insbesondere bei Operationen am menschlichen Körper. Auch die Zahl der Berichte über wissenschaftliche Erkenntnisse hat in allen Informationskanälen immens zugenommen. Virolog*innen avancierten mit Hilfe der Medien zu populären Persönlichkeiten, die politische Entscheidungen und damit unsere Alltagspraxis stark beeinflussen.
Die Resultate der Sehapparate, die Fotos, Grafiken und Modelle, die sie produzieren, faszinieren Künstler*innen und werden vermehrt Teil ihrer ästhetischen Praxis. Durch das Aufgreifen von Motiven der wissenschaftlichen Bildwelt werden zunehmend Verbindungen zwischen naturwissenschaftlicher Forschung und bildender Kunst hergestellt.
Mit Aspekten der medizinischen Forschung vom menschlichen Individuum beschäftigt sich die Berliner Künstlerin Theresa Schubert und hinterfragt dabei die Fleischindustrie, ja, die Grenze von Tier und Mensch. Die Koreanerin Sabina Hyoju Ahn gewinnt akustische Signale aus Biomaterial und transformiert diese in eine sphärische Sound-Installation. Der Blick unter die Haut von Tieren kennzeichnet die Werke von Anna Miethe und mündet in Animationsfilme und Fotografien. Anna-Maria Meyer arbeitet in verschiedensten Medien: Netzartige Strukturen, die an naturwissenschaftliche Bilder von DNA-Strängen, Synapsen oder MRT-Bilder erinnern, bilden die Grundlage ihrer künstlerischen Praxis.
Die Ausstellung wird freundlicherweise gefördert von der Stiftung Niedersachsen, der Stadt Wolfsburg und dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur.