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Eintritt frei!

Erstaunliche Entwicklungen. Geschichten aus dem Anthropozän

23/02–05/05/2024

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Eröffnung am 22.02.2024 um 19:00

kuratiert von Dr. Justin Hoffmann

Am Freitag, den 19.04.2024 um 18h findet eine Diskussion zum Thema „Polarisierungen verhindern. Wie Konflikte geschürt und wie diese vermieden werden können“ im Jagdsaal des Schloss Wolfsburg statt. Den Impulsvortrag dazu hält Linus Westheuser, Soziologe und Autor des Spiegel-Bestsellers „Triggerpunkte“

Download PM Erstaunliche Entwicklungen Kunstverein Wolfsburg

Anna Witt – Workers Forum

24/11/2023–04/02/2024

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Eröffnung: 23.11.2023 19 Uhr

kuratiert von Dr. Justin Hoffmann

Workers Forum wird freundlicherweise gefördert von der Stadt Wolfsburg, vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, der Niedersächsichen Sparkassenstiftung, der Sparkasse Celle-Gifhorn-Wolfsburg, dem Hallenbad – Kultur am Schachtweg, Eparcare und der Carl-Hahn-Schule Wolfsburg.  

 

Bücken Heben Einlagern, 2023, Videostill, courtesy Anna Witt mit der Klasse FL232 der Carl-Hahn-Schule und Tanja Wagner

Unboxing the Future, 2019, Videostill, courtesy Anna Witt und Tanja Wagner

Bond, 2023, Videostill, courtesy Anna Witt mit dem Jugendforum Gröpelingen und Tanja Wagner

Sixty Minutes Smiling, 2014, Videostill, courtesy Anna Witt und Tanja Wagner

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Philipp Kapitza // Staub & Pioniere

26/08–05/11/2023

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Eröffnung: 25.08.2023 18 Uhr

kuratiert von Jana Mareike Lehnert

Die Ausstellung im Raum für Freunde wird freundlicherweise gefördert vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und der Stadt Wolfsburg.

 

Philipp Kapitza: Staub & Pioniere, 2023. Courtesy of the artist

Download // Presseinfos // Philipp Kapitza // Staub & Pioniere

Digital Dada

26/08–05/11/2023

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Eröffnung: 25.08.2023 18 Uhr

Künstler*innen: Eunjeong Kim, Martina Menegon, Oliver Laric, Bernd Schulz

kuratiert von Dr. Justin Hoffmann

Digital Dada wird freundlicherweise gefördert von der Volkswagen Aktiengesellschaft, der Stiftung Niedersachsen, dem Lüneburgischen Landschaftverband, der Agenzia Consolare d‘Italia Wolfsburg, dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und der Stadt Wolfsburg.

 

Eunjeong Kim: Floating, 2022. AR. Courtesy of the artist

 

Bernd Schulz: Google Earth/Maps-Projekt, 2023. Film, 09:02 min. (Filmstill) Courtesy of the artist

 

Oliver Laric: Sleeping Figure, 2022. Installationansicht:‘Afterimage’MAXXI L’Aquila. 2.Juli 2022 –19.Februar 2023. Courtesy of the artist; Fondazione MAXXI, Rome; Tanya Leighton, Berlin and Los Angeles and Pedro Cera, Lisbon. Foto: Andrea Rossetti

 

Martina Menegon: untouched.7285252, 2022. Online Virtual Sculpture & Augmented Reality. Courtesy of the artist

 

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Ansichtssache. Ausstellungsfotografie als Medium des Wandels

26/05–06/08/2023

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Eröffnung: 25/05/2023
kuratiert von Dr. Alexander Kraus/ IZS

Wenn das Wolfsburg der Nachkriegszeit eines ganz sicher nicht war, so ein Zentrum der Kultur. Um diese Leerstelle zu füllen, initiierte der VW-Generaldirektor Heinrich Nordhoff in den 1950er Jahren eine Reihe von Kunstausstellungen in der sich noch im Aufbau befindlichen Stadt. Denn „Kunstverständnis und Kunstgenuss“ sollten, wie er in seiner ersten Eröffnungsrede formulierte, „nicht das Vorrecht einiger weniger sein, sondern für jeden Schaffenden die notwendige schöne Ergänzung tätiger Arbeit“. So richteten sich die Ausstellungen vorrangig an die Werksangehörigen und ihre Familien. Die bis 1967 insgesamt acht realisierten Ausstellungen – von Franz Marc über Albrecht Dürer bis hin zu Vincent van Gogh – dienten darüber hinaus der Identitätsbildung von Werk und Stadt. Obgleich sie sichmitunter zu wahren Publikumsmagneten entwickelten, die Wolfsburg auf der kulturellen Landkarte der Bundesrepublik verorteten, war die gezeigte Kunst doch fernab von dem, was man gemeinhin „am Puls der Zeit“ beschreiben würde.

Diesem Ansinnen, der zeitgenössischen Kunst nachzuspüren, sie zu zeigen und zu vermitteln, folgte ab 1959 – und damit parallel zu den großen Kunstausstellungen des Werks – der Kunstverein Wolfsburg. Die überlieferte Dokumentations- und Pressefotografie zu den präsentierten Ausstellungen verdeutlicht dies auf vielfache Weise. Ob die Kunst, die auf ihr zu sehen ist, das Publikum, das diese adressierte, die Botschaft, die die ausgestellten Werke transportierten, oder die Form der Kunstbetrachtung selbst – überall tritt die Ausstellungsfotografie als Medium des Wandels in Aktion. Letztlich wird auch sie mutiger in der Begegnung mit der zeitgenössischen Kunst und eröffnet andere, neue Perspektiven.

 

Die Ausstellung und das begleitende Veranstaltungsprogramm finden in freundlicher Zusammenarbeit mit dem IZS statt.

„Strenges Maß“, Ausstellung des Kunstverein Wolfsburg im Schloss Wolfsburg, 1971; Fotograf: Klaus Gottschick/IZS

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Coming Home. Das Ende kolonialer Phantasmen

26/05–06/08/2023

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Eröffnung: 25/05/2023 19h
Künstler*innen: Gerald Chukwuma, Nick Schamborski, Holger Steen, Hyejeong Yun

 

Ein radikales Umdenken gegenüber Kulturgütern aus ehemaligen Kolonien ist in den letzten Jahren zu beobachten. Es führte u. a. am 17.12.2020 in Frankreich zu einem neuen Gesetz, dass die Rückgabe von Raubgut aus französischen Sammlungen an die Republiken Benin und Senegal ermöglicht. In Frankreich und vor kurzem auch in Deutschland hat der Prozess der Restitution bereits begonnen. Zwanzig Benin-Bronzen brachten Außenministerin Annalena Baerbock und Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth im Dezember 2022 in ihre Heimat Nigeria zurück. Die Restitution ist längst überfällig, aber immerhin folgen erstmals Taten nach einer langen Phase ablehnender oder unverbindlicher Äußerungen. Die beginnende Restitution bildet den Anlass für das Ausstellungsprojekt Coming Home. Das Ende kolonialer Phantasmen.
Die Eröffnung des Humboldt-Forum in Berlin im Jahr 2021, in dem sich das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst befindet, war mit Protesten gegenüber der Aufbewahrung von Raubkunst verbunden und löst bis heute heftige Debatten über den Umgang mit nach Deutschland verfrachteten Kulturgütern aus der Zeit der Kolonialgeschichte aus. Die Raubkunst-Debatte hat das Verhältnis zwischen Europäer*innen und den Werken aus dem globalen Süden grundlegend verändert. Das Ende kolonialer Phantasmen scheint jedoch unumkehrbar. Die Rezeption dieser Werke kann nicht mehr ohne den Kontext ihrer Beschaffung betrachtet werden.
Immer mehr bildende Künstler*innen beschäftigen sich inzwischen mit den kolonialen Interessen und der kulturellen Überheblichkeit der europäischen Staaten. Einzelne Aspekte der kolonialen kulturellen Ausbeutung werden in der Ausstellung Coming Home. Das Ende kolonialer Phantasmen thematisiert.

 

Die Ausstellung wird freundlicherweise gefördert vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und der Stadt Wolfsburg.

 

Hyejeong Yun: When Elephants Come to Town, 2022 (Filmstill) ©Hyejeong Yun

 

Nick Schamborski: Testing Trixi, 2020 (Videostill) ©Nick Schamborski

Gerald Chukwuma: Eke Anyanwi, 2020 ©Gerald Chukwuma Courtesy: Kristin Hjellegjerde Gallery

 

Holger Steen: Die Edvin Adler Marke – Briefmarkenmotiv zum Ausstellungsbeitrag Edvin Adler und der Fluch der Kaiseryacht

 

Das Plakat zur Ausstellung

Download Presseinfos // Coming Home. Das Ende kolonialer Phantasmen

Morgaine Schäfer: Inside

24/02–07/05/2023

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Morgaine Schäfer (*1989, Wolfsburg) studierte Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf und schloss ihren Meisterschüler bei Prof. Christopher Williams 2017 mit dem Akademiebrief ab. Ihre konzeptuell künstlerische Arbeit konzentriert sich insbesondere auf verschiedene thematische Schwerpunkte im Bildarchiv der eigenen Familie sowie auf unterschiedliche Aspekte weiblicher Identität, wobei sie sowohl kulturelle als auch historische Aspekte einbezieht und sich kritisch mit Rollenbildern auseinandersetzt.
Sie wurde mit diversen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, darunter dem Ehrenhof Preis der Stiftung Museum Kunstpalast Düsseldorf (2017) und dem Förderpreis des Landes NRW für Bildende Kunst (2018). In der Vergangenheit nahm die in Wolfsburg geborene und aufgewachsene Schäfer außerdem zweimal erfolgreich am arti, dem Kunstpreis für Wolfsburger Künstler*innen, teil, den der Kunstverein Wolfsburg im zweijährigen Rhythmus ausrichtet.

Mit der Ausstellung Inside im Raum für Freunde zeigt die Künstlerin nun eine Auswahl Fotografien aus der Serie „Poznan“, die in der Wohnung ihrer verstorbenen Großmutter aufgenommen wurden. Der Titel nimmt bildsprachlich Bezug auf Schäfers Solo Ausstellung „Through the Looking Glass“, die aktuell in Braunschweig im Museum für Photographie zu sehen ist, und lässt diverse Gedankenspiele zu – neben dem praktischen Verweis auf den Innenraum lässt er sich auch auf die Erinnerungswelt der Künstlerin und der Bildwelten selbst übertragen und bietet darüber hinaus Raum für Eigeninterpretationen.

 

Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt mit dem Museum für Photographie Braunschweig. Es zeigt die Ausstellung „Morgaine Schäfer: Through the Looking Glass“ (Laufzeit: 04.02.-10.04.2023).

 

Poznan (kitchen), 2022 © Morgaine Schäfer, VG Bild-Kunst 2023

 

Poznan (living room), 2022 © Morgaine Schäfer, VG Bild-Kunst 2023

 

Poznan (floor), 2022 © Morgaine Schäfer, VG Bild-Kunst 2023

Download Presseinfos // Morgaine Schäfer

Saving. Die Kunst des Sparens und Bewahrens

24/02–07/05/2023

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Eröffnung: 23/02/2023 19h
Künstler*innen: Daniele Lauriola, Nana Petzet, Inken Reinert, Rufai Zakari

Nachhaltigkeit spielt schon seit Jahren im Bereich der bildenden Kunst eine wichtige Rolle. Mit der Ausstellung Erneuerbare Medien griff der Kunstverein Wolfsburg bereits im Jahr 2020 ein Thema auf, das sich mit erneuerbaren Energiequellen in Zusammenhang mit technischen Medien im Bereich der Kunst beschäftigte. Inzwischen hat sich die Lage in Europa mit dem Krieg in der Ukraine und der damit entstandenen Energiekrise wesentlich verschärft. Gegenwärtig wird zum Energiesparen in Unternehmen und Privathaushalten aufgerufen. Gleichzeitig gilt es, auf die Erhaltung vorhandener Ressourcen zu achten und sie nicht unnötig zu verschwenden. Wenigen ist bewusst, wie knapp Wasser durch den Klimawandel auch in Deutschland geworden ist – und wie wichtig es deshalb ist, Wasser zu sparen. Viele Gemeinden und Städte wie beispielsweise Frankfurt am Main haben daher Initiativen entwickelt und fordern dazu auf, behutsam mit dem kostbarem Gut Trinkwasser umzugehen. Ebenso wichtig erscheint es, auf die Reinhaltung des Wassers zu achten. Insbesondere Kunststoffe belasten die Qualität des Wassers. (Mikro-)Plastikteile verseuchen zunehmend den gesamten Wasservorrat der Erde. Aber auch der Umgang mit Müll oder mit dem, was vermeintlich als Müll angesehen wird, muss sich ändern. Die Möglichkeit des Recycling oder der Reparatur sollte viel mehr in Betracht gezogen und genutzt werden. Phänomene wie Fast Fashion müssen zurückgedrängt werden.
Der Kunstverein Wolfsburg präsentiert in der Ausstellung Saving verschiedene künstlerische Positionen, die unterschiedliche Aspekte der Thematik des Sparens repräsentieren.

 

Die Ausstellung wird freundlicherweise gefördert von der Stiftung Kunstfonds, Neustart Kultur, dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und der Stadt Wolfsburg.

 

Inken Reinert: Club 2000, 2018. Foto: Andreas Schimanski, © Inken Reinert

 

Rufai Zakari: Maryam the school girl, 2022. © Rufai Zakari + Kristin Hjellegjerde Gallery

 

Nana Petzet: Research zu Paralyzed by the Recycling Paradise, 2011. Foto: Helen Zeru © Nana Petzet, VG Bild-Kunst 2023

 

Daniele Lauriola: Vertigo – Selbstbeobachtung und –reflektion in fucked up systems, 2022 © Kunstverein Wolfsburg

Download Presseinfos // Saving

voraussehen

25/11/2022–05/02/2023

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Eröffnung: 24.11.2022 19H

Künstlerinnen: Yoni Hong, Nike Kühn, Ani Schulze, Yeojin Song

 

Nach Jahren der Zukunftsverheißungen ist Ernüchterung eingetreten, nicht zuletzt durch eine pandemische Entwicklung, die fast niemand vorhersah. Trotz neuer Kommunikationsstrukturen und Informationstechnologien sind wir augenscheinlich nicht intelligenter geworden. Im Gegenteil, wir scheinen auf verschiedene Katastrophen zu zu rasen und es ist uns nicht gelungen, die Welt solidarischer und friedfertiger zu machen. Die Kunst kann unserer Meinung nach helfen, gesellschaftliche Prozesse in neue Bahnen zu lenken. Sie ist in der Lage, unabhängig von vorhandenen ökonomischen Grundstrukturen innovative Ideen zu entwickeln und Verbindungen herzustellen.

Die internationale Gruppenausstellung voraussehen versammelt Positionen, welche mit künstlerischen Mitteln Voraussagen in verschiedenen Bereichen wie Urbanistik, Klima oder Mobilität treffen. Die Künstlerinnen liefern dabei keine auf Messungen basierende Prognosen, sondern erzeugen immersive Atmosphären der Zukunft. Es geht ihnen in erster Linie um eine emotionale Vermittlungen futuristischer Situationen.

Im Raum für Freunde begrüßen wir mit Kaja Sheila Seltmann die aktuelle Meisterschülerin von Corinna Schnitt. Ihre Ausstellung love sync beschäftigt sich mit dem Phänomen des Gatekeeping – der Fokus liegt dabei auf Erfahrungen, die Seltmann selbst als DJ in der liberal geglaubten Musikszene gesammelt hat.

 

Zur Eröffnung der Ausstellungen werden Frau Kraushaar und Band thematisch passend ihr neues Album Bella Utopia vorstellen. Die Performance mit Konzert findet im Rahmen des Abendsprogramms statt.

 

Die Ausstellung „voraussehen“ wird freundlicherweise gefördert von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, der Sparkasse Celle-Gifhorn-Wolfsburg, dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und der Stadt Wolfsburg.

Download Presseinfo // voraussehen Download Presseinfo // Kaja Sheila Seltmann: love sync Download KVWOB PM FrauKraushaar

Tamiko Thiel: Diverse Realities

03/09–06/11/2022

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Eröffnung: 02.09.2022 18 h im Gartensaal des Schloss Wolfsburg gemeinsam mit der Städtischen Galerie Wolfsburg

Die von Tamiko Thiel geschaffenen digitalen Welten sind nicht nur verspielte, fantastische Landschaften, sondern finden ihren Ursprung in der Auseinandersetzung mit gesellschaftlich wichtigen Themen; als Reaktion auf historische politische Ereignisse oder auf kritische ökologische Entwicklungen. In ihrer retrospektiven Einzelausstellung im Kunstverein Wolfsburg versammelt die amerikanische Künstlerin japanisch-deutscher Abstammung nun Werke aus allen Jahrzehnten ihrer künstlerischen Laufbahn, von ihrer ersten Videoarbeit 1991 bis hin zu ihren jüngsten Virtual-Reality- Arbeiten, darunter auch einige größere Produktionen, die in Zusammenarbeit mit Kolleg*innen entstanden sind.

Im Raum für Freunde präsentiert die regionale Videoplattform Wobstories anlässlich ihres 15jährigen Jubiläums eine Zusammenstellung von Eigenproduktionen mit Fokus auf regionale Kunstinstitutionen und Künstler*innen. Neben einem Querschnitt des Programms über die Jahre hinweg kann in der Ausstellung auch der Wechsel der verschiedenen Aufnahmeformate bestaunt werden.

 

Die Ausstellung Diverse Realities wird freundlicherweise gefördert von der Stiftung Niedersachsen, dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und der Stadt Wolfsburg. Sie findet als Kooperationsprojekt und im Kontext der globalen Überblicks-Schau Empowerment des Kunstmuseum Wolfsburg statt.

 

Pressematerial // Tamiko Thiel: Diverse Realities // Wobstories: Artstories by Wobstories

 

Tamiko Thiel und p/ : Unexpected Growth, AR-Installation, 2018. Visualisierung vorm Schloß Wolfsburg, Tamiko Thiel. Hintergrundfoto: Clemensfranz/WikiMedia

 

Wobstories: Beitrag über die Ausstellung Village People im Kunstverein Wolfsburg, 2007. Aufnahme im 4:3 Format, Videostill.

arti 2022: sichtbar machen

11/06–14/08/2022

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Eröffnung: 10.06.2022

Künstler*innen:
Anita Marijana Bajic, Yoko Haneda, Jörg Hennings, Daniele Lauriola, Rosi Marx, Anna Miethe/Andre Nolte, Inka Topp

Endlich ist wieder Zeit für den arti! Alle zwei Jahre vergibt der Kunstverein Wolfsburg den hauseigenen Kunstpreis an Künstler*innen, deren Lebensmittelpunkt und Wohnsitz in Wolfsburg liegt. 2022 liegt der Fokus des Kunstvereins im Zuge seines traditionellen Jahresthemas auf der künstlerischen Auseinandersetzung mit Relevanz – Endlich relevant! lautet es, nicht ganz ohne Seitenblick auf die anhaltende Pandemie und die Verluste und Erfahrungen, die wir aus dieser Zeit ziehen (werden). Wie auch die letzten Male knüpft das Wettbewerbsthema inhaltlich an das Programm an und trägt in diesem Jahr den Titel sichtbar machen. In gewisser Weise begegnen wir auch in einer Pandemie der Begrenztheit des Sehens. Wir können beispielsweise mit bloßem Auge keine Viren erkennen. Die Kunst muss jedoch nicht abbilden, was mit den Augen wahrgenommen wurde. Sie kann uns aber dazu bringen, Dinge neu und anders zu betrachten. Etwas, was den Menschen emotional bewegt und gedanklich beschäftigt, kann in künstlerischen Arbeiten sichtbar gemacht werden. Wie immer kann das Thema des arti völlig frei interpretiert werden. Um am Wettbewerb teilzunehmen, müssen die Teilnehmer*innen nicht Kunst studiert haben: Einzig ihr Lebensmittelpunkt und Wohnsitz muss in Wolfsburg liegen.
Am 18.05.22 wählte eine internationale Expertenjury – bestehend aus Barbara Hofmann–Johnson (Leiterin des Museum für Photographie Braunschweig) Sina Heffner (Künstlerin und Dozentin, Braunschweig) Rui Zhang (Künstlerin, Hannover) Aline Hernandéz (Kuratorin, Mexico City, Curator in Residence @niki hannover) und Dr. Justin Hoffmann (Leiter des Kunstverein Wolfsburg) – nach dem Sichten der zahlreichen Einreichungen die acht Nominierten aus, deren Werke vom 11.Juni bis 14.August in der Ausstellung im Kunstverein Wolfsburg zu sehen sein werden. Im Zuge der feierlichen Eröffnung mit Preisverleihung wurden die drei Gewinner*innen des Wettbewerbs gekürt. Wir gratulieren Anita Marijana Bajic (1.Preis), Jörg Hennings (Zweitplatzierter) und Daniele Lauriola (3.Preis) ganz herzlich. Der arti ist prämiert mit 1000 Euro für den 1. Platz, 500 Euro für den zweiten und 300 Euro für den dritten Platz.

Ausstellungsbegleitend erscheint ein Katalog.

 

Pressematerial arti 2022: sichtbar machen

Pressemitteilung zur Preisverleihung

Der arti 2022 wird freundlicherweise gefördert von VW, der VR-Stiftung, dem Lüneburgischen Landschaftsverband, der Volksbank BraWo und der Stadt Wolfsburg.

Kunst forscht

04/03–22/05/2022

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Test und Experiment als künstlerische Praxis

Eröffnung: 03.03.2022
Künstler*innen:
Liat Grayver, Katharina Hauke, Marcus Maeder, Martin Lucas Schulze

In Experimenten und Testungen operiert man in Systemen, die auch für ein Scheitern offen sind. Das Zulassen dessen enthält als bewusste, experimentelle Anordnung die Möglichkeit, Neues, Unbekanntes zu entdecken und über das Tradierte und Konventionelle hinauszugehen. Das Scheitern ist also ungleich dem Versagen und Rückschritt, sondern birgt die Chance des Fortschritts. Das Gleiche gilt sicherlich auch für das Experimentieren und Forschen in der bildenden Kunst, das nicht zuletzt auf Leonardo da Vinci als prominenten Vertreter zurückzuführen ist. Künstler*innen und naturwissenschaftliche Forscher*innen verbindet die Neugier und eine besondere Form der Kreativität.
Die Gruppenausstellung „Kunst forscht“, deren Titel auf den bekannten Schüler- und Jugendwettbewerb im Bereich der Naturwissenschaften anspielt, bewegt sich in eben diesem Spannungsfeld und präsentiert Künstler*innen, die eine Wissensproduktion unabhängig des hegemonialen anerkannten Wissens anstreben.

Pressematerial Kunst forscht

Under The Skin

03/12/2021–13/02/2022

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Laufzeit: 03.12.2021- 06.02.2022
Eröffnung: 02.12.2021 19h 2G+
Künstlerinnen:
Sabina Hyoju Ahn, Anna-Maria Meyer, Anna Miethe, Theresa Schubert

Leben und Tod werden heute in Elektronenmikroskopen verhandelt, und die Ergebnisse dieser Untersuchungen mit dem heutigen Potential von Grafik- und Animationsprogrammen visualisiert. Die Mikro- und Nanoebenen besitzen ihre eigenen, von Computern gesteuerten Bildsprachen. Diese liefern die Modelle, die die im Inneren der Körper ablaufenden Prozesse veranschaulichen. Der medizinische Blick geht unter die Haut. Die Hautoberfläche erscheint in diesem Zusammenhang als nur eine von mehreren Repräsentationsmöglichkeiten von Lebewesen. Die Sehapparate der bildgebenden, medizinischen Diagnostik machen verborgene Bestandteile in Echtzeit sichtbar und geben uns neue Einblicke in die menschliche Existenz. Künstliche Intelligenz wird die Diagnostik von Krankheiten, insbesondere in der Auswertung medizinischer Bildaufnahmen, deutlich verbessern. Operationen werden von Ärzt*innen heute in der Regel computerunterstützt durchgeführt. Digitalisierung und KI haben die Medizin voll erfasst.
Die Pandemie hat dazu geführt, dass Bilder der Wissenschaft zum festen Bestandteil der Alltagskultur geworden sind. Jeder Mensch weiß heute, wie ein Virus aussieht. So auch das Covid 19-Virus, das inzwischen in unendlich vielen Varianten als Internet-Meme auftaucht und bearbeitet wurde. Die Naturwissenschaft bedient sich in ihrer Bildpraxis besonderer Darstellungsformen und Technologien, wie beispielweise dem MRT, Röntgenstrahlen, etc. Die Ärzt*innen von heute führen ihre professionellen Handlungen häufig in Kombination von Screens und virtuellen Bildern durch, insbesondere bei Operationen am menschlichen Körper. Auch die Zahl der Berichte über wissenschaftliche Erkenntnisse hat in allen Informationskanälen immens zugenommen. Virolog*innen avancierten mit Hilfe der Medien zu populären Persönlichkeiten, die politische Entscheidungen und damit unsere Alltagspraxis stark beeinflussen.

Die Resultate der Sehapparate, die Fotos, Grafiken und Modelle, die sie produzieren, faszinieren Künstler*innen und werden vermehrt Teil ihrer ästhetischen Praxis. Durch das Aufgreifen von Motiven der wissenschaftlichen Bildwelt werden zunehmend Verbindungen zwischen naturwissenschaftlicher Forschung und bildender Kunst hergestellt.
Mit Aspekten der medizinischen Forschung vom menschlichen Individuum beschäftigt sich die Berliner Künstlerin Theresa Schubert und hinterfragt dabei die Fleischindustrie, ja, die Grenze von Tier und Mensch. Die Koreanerin Sabina Hyoju Ahn gewinnt akustische Signale aus Biomaterial und transformiert diese in eine sphärische Sound-Installation. Der Blick unter die Haut von Tieren kennzeichnet die Werke von Anna Miethe und mündet in Animationsfilme und Fotografien. Anna-Maria Meyer arbeitet in verschiedensten Medien: Netzartige Strukturen, die an naturwissenschaftliche Bilder von DNA-Strängen, Synapsen oder MRT-Bilder erinnern, bilden die Grundlage ihrer künstlerischen Praxis.

 

Die Ausstellung wird freundlicherweise gefördert von der Stiftung Niedersachsen, der Stadt Wolfsburg und dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur.

Rui Zhang: Wonderful Talking Machine

01/10–14/11/2021

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Laufzeit: 01.10-14.11.2021
Eröffnung: 30.09.2021 19h
im Gartensaal des Schloss Wolfsburg (3G Regelung)

 

Die Werke der chinesischen Künstlerin Rui Zhang besitzen die Kraft des Visionären. Sie verwendet in ihren Gemälden, Grafiken, Installationen und Animationsfilmen Motive des Science Fiction, einer technifizierten Zukunft, und verbindet diese mit Gegenwärtigen und Vergangenen: Autobiografische Erinnerungen aus der Kindheit verknüpft Zhang mit mythologischen Erzählungen oder populäre Motiven, die sie den Medien entlehnt. Geplant werden die Kompositionen zunächst auf dem Computer, bevor sie analog zu arbeiten – zu malen, zu drucken usw. – beginnt. Sie bedient sich der Bildfragmente unterschiedlichster Provenienz und transformiert diese in komplexe Strukturen, in der Dinge auftauchen und wieder zu verschwinden scheinen. Auf diese Weise entsteht ein Bildaufbau, in der sich Abstraktion und Realismus überlagern. Drippings verweisen auf eine expressionistische Maltradition, während andere Bildteile fotorealistisch anmuten. Die Welt erscheint als Assemblage, die einerseits unmittelbar fasziniert, andererseits nur schwer zu entschlüsseln ist. Rui Zhangs einzigartige Ausdrucksweise wird durch ungewöhnliche Bildtechniken wie Airbrush oder die Verwendung holografischer Malgründe noch unterstützt.

„In ihren Bildwelten gibt uns die Künstlerin Einblicke in das, was sie beschäftigt und aufnimmt, inspiriert und vielleicht auch nur einen Moment lang stehen lassen möchte. Zugleich sind diese kulturellen Artefakte Abbildungen eines kosmopoliten Prozesses der Verortung und des Anprobierens. Sie sind die bewussten Reaktionen auf die kulturellen Wirbel einer vernetzten und immer dichter werdenden globalen Kulturlandschaft.“, schrieb der Galerist Philipp Anders 2018 über Rui Zhangs Arbeitsweise.

Ihre Werke berühren existentielle Fragen. So rückt sie in der Video-Sound-Installation „I don’t think you really hear me“ (2020) Themen wie Identität, Migration und das Fremde in den Fokus und lässt auch ihre eigenen Erfahrungen, eine Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland zu erhalten, mit einfließen. Im Zentrum der Installation steht die Konversation zweier Personen: Die Stimme einer Frau ist zwar akustisch nicht zu verstehen, aber durch die Bassvibrationen auf der Sitzfläche des Hockers zu spüren. Ein Rest an Unverständnis scheint immer zu bleiben, so wie es die Künstlerin zuletzt schon im Titel ihrer Ausstellung „A Little Other“ (feinkunst, Hannover, 2020) mit Bezugnahme auf Lacan formulierte.

 

Die Ausstellung wird freundlicherweise gefördert von der Sparkasse Celle-Gifhorn-Wolfsburg, der Stadt Wolfsburg und dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur.

Das Unerwartete

23/07–12/09/2021

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Eröffnung: 22/09/2021 19h, Gartensaal des Schloss Wolfsburg

Künstler*innen: Wanda Dubrau, Tobias Dostal, Sophie Brauckmann, Ann Oren, Elizabeth Wurst

Die Corona-Pandemie kam vollkommen unerwartet. Die Auswirkungen sind bis heute zu einem weiten
Grad unabsehbar. Für viele bedeutet sie einen tiefen Einschnitt in ihre gewohnten Lebensumstände. Bei nicht wenigen führte sie zu irrationalen Vorstellungen und Handlungen. Die Zukunft ist bei allen Prognosen nur schwer zu bestimmen, da nicht absehbar ist, ob ein neues Unerwartetes auf uns zukommen könnte.
Andererseits, so argumentieren Psycholog*innen wie Tania Luna und LeeAnn Renninger, kann das Unerwarteteund Überraschende unser Leben bereichern. Wir sind gewohnt, alles berechnen zu können. Dabei waren unsere Vorfahren viel mehr mit dem Unerwarteten konfrontiert und somit auch besser auf das Unvorhergesehene eingestellt. Das Unerwartete fordert unsere Flexibilität heraus und wir müssen lernen, uns den jeweiligen Situationen anzupassen. Ein als bedrohlich gesehenes Ereignis wie die Pandemie unterstreicht die Tatsache, dass, wie Biologen feststellten, die Fähigkeit der Flexibilität für die Evolution von großer Bedeutung ist: wer flexibler ist, lebt länger.

Das gänzlich Unbekannte ist gerade in der Kunst häufig ein Qualitätsmerkmal. Es korrespondiert auf direktem Weg mit dem, was als neu bezeichnet wird – der Novität, der Innovation, die für die Kulturgeschichte des Menschen schon immer von immenser Bedeutung war.
Das Unerwartete kann in verschiedenster Weise in Ausstellungen erscheinen. Wenn die israelische Künstlerin Ann Oren für ihren neuesten Film „Passage“ ein Tier-Mensch-Mischwesen als Protagonisten wählt, kann das manche Betrachter*innen überraschen. Wenn sie einer aufgehängten Menschenhaut aus Latex mit darauf projiziertem Kopf im Ausstellungsraum begegnen, so wie in einer Installation von Sophie Brauckmann. Der Künstler Tobias Dostal agiert schon seit längerem im Zwischenbereich von Bildender Kunst und Illusionismus. Und nicht selten sind es Performances, gefilmt oder real, die einen Überraschungsmoment besitzen. Auf Unerwartetes müssen Menschen gefasst sein, wenn sie mit Wanda Dubrau spazieren gehen. Und nicht wenig erstaunt waren die Besucher*innen eines Baumarkts, als die peruanische Künstlerin Elizabeth Wurst eine Tanzaufführung mit einem Einkaufwagen aufführte.

 

Die Ausstellung wird freundlicherweise gefördert von Volkswagen, dem Lüneburgischen Landesverband, der VR-Stiftung, der Volksbank BraWo, dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und der Stadt Wolfsburg.

LOB DER DISTANZ

21/05–04/07/2021

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Digitale Eröffnung: 20/05/2021 19h (hier auf der Website und auf unseren Social Media Kanälen)

Künstler*innen:
Dennis Graef, Dan Graham, Ilka Meyer, Meike Redeker, Corinna Schnitt

kuratiert von Justin Hoffmann

Die Betrachtung aus einem Abstand kann die Beziehungen zu anderen stärken und neu bestimmen. Der distanzierte Blick bedeutet aber auch ein höheres Maß von Reflexion und Objektivität. Er schafft einen Überblick. Nicht direkt in Angelegenheiten involviert zu sein, kann ein Mehr an unabhängiger Betrachtung bedeuten. Der Ausdruck „Abstand zu etwas gewinnen“ bedeutet, eine Position einzunehmen, in der man Sachverhalte klarer sehen und Vorgänge genauer betrachten kann. Die Pandemie hat uns gezeigt, dass die Distanz neben offensichtlich negativen auch ihre positiven Seiten hat und Beziehungen neu determiniert. Durch die praktizierten Schutzmaßnahmen hat der Abstand einen sozialen Charakter gewonnen und damit eine neue Relevanz erlangt.
Die Betrachtung von Abstandsverhältnissen und Trennungen kann auch ein Thema der künstlerischen Praxis sein. Auch vor der Pandemie-Krise beschäftigten sich Künstler*innen mit Strategien der Distanzierung und der entfernten Sicht. Sie reflektierten die Auswirkungen von Entfernungen und die Machtverhältnisse, die sie erzeugen.
Der US-amerikanische Künstler Dan Graham stellt mit Hilfe von Zeichnungen, Skulpturen und Installationen räumliche Situationen her, die die Relation von Sehen und Gesehen werden und damit den Machtanspruch moderner Architekturen veranschaulichen. Dennis Graef und Meike Redeker sind Künstler*innen der Region, die sich mit Grenzen und Grenzüberschreitungen beschäftigen und die speziell zu dieser Thematik Arbeiten für Lob der Distanz produziert haben. Wenn man die Hochsitze von Ilka Meyers Installation „Gegenüber“ in den Innenraum verlegt, bietet dies eine ungewohnte, „abgehobene“ Sicht auf die Ausstellungsexponate. Der Betrachter gewinnt mit dem Blick von oben eine besondere Form der Übersicht. In Corinna Schnitts Video „Vollendete Vernunft“ rufen sich Personen aus weiter Entfernung mit Hilfe von Megaphonen alltägliche Sätze zu – für die Künstlerin eine Metapher für die oft banale Kommunikation auf Social Media.

Mit freundlicher Unterstützung der Hanns-Lilje-Stiftung, der Stadt Wolfsburg und dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur.

Too much power (too little power)

17/03–02/05/2021

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Künstler*innen: BRR (Bezugsgruppe Rainer Rauch, Chen Efraty, Enric Fort Ballester, Stefan Hurtig, Mijin Hyun

Das Bedürfnis nach mehr Energie findet man nicht nur im ökonomischen und ökologischen Bereich, es erlebt auch jedes Individuum an sich selbst. Bei einem ausgewogenen Energiehaushalt nimmt der menschliche Körper genauso viel Energie auf, wie er verbraucht. Nimmt er mehr auf, ist seine Energiebilanz positiv, nimmt er weniger auf, ist sie negativ. In unserer Gesellschaft wird der persönliche Energiehaushalt zu einer zentralen Frage des Alltagslebens. Nicht selten steht der Mensch unter dem äußeren Druck, mehr Energie aufzuwenden als er hat. Er braucht mehr Energie, um bessere Leistungen zu bringen. In Folge werden verschiedene Formen der Leistungssteigerung praktiziert: Das Spektrum umfasst biologische Aspekte wie das Schlafen, verschiedene Formen des Körpertrainings, der Aufnahme von leistungssteigernden Substanzen bis hin zu eher psychologischen Faktoren wie Musik oder Methoden der Meditation und Konzentration. All diese Praxen dienen zur Selbstoptimierung des Menschen.

Laut Einschätzung des Philosophen Byung-Chul Han begreift sich der Mensch der modernen Gesellschaft nicht mehr als Subjekt im traditionellen Sinn, sondern als Projekt, das sich immer wieder neu erfindet. Er wird zum Entwurf für ein ideales Ich und setzt so einen unaufhörlichen Prozess in Gang, der als Freiheit gedeutet wird. Er will stets seine Leistung verbessern und sich entsprechend umgestalten. Er ist dabei Herr:in und Sklav:in, Unternehmer:in und Arbeiter:in zugleich. Als Projekt unterliegt er nicht äußeren Zwängen, er setzt sich seine eigenen Grenzen. Kreativität wird zum Must. Diese Entwicklung wurde durch die Pandemie vorangetrieben: Der Lockdown zwang viele, zuhause, in ihrem privaten Bereich zu arbeiten. Der Wohnraum wurde zum Büro, zur Agentur oder Werkstatt. Der Mensch wird unabhängiger. Sein Arbeitsumfeld gleicht immer mehr dem eines Selbstständigen. Im heutigen globalen Wirtschaftssystem wird man nicht ausgebeutet, man beutet (sich) selbst aus. Das permanente Neugestalten führt zu einer Erschöpfung des Individuums. Er fühlt sich dauerhaft müde. Too much power (Too little power) greift diese Ungleichgewichte – das Zuviel und das Zuwenig an Energie – thematisch auf. Ein Bereich der Ausstellung präsentiert Werke, die auf starkem physischen Einsatz basieren und die Limits der eigenen Stärke erfahrbar machen.

Enric Fort Ballester ist ein spanischer Performancekünstler, der Fragen der Macht anspricht und mittels experimenteller Handlungen immer wieder die Grenzen seines Körpers austestet.
Ein Video der Künstlerin Mijin Hyun läuft nur dann ab, wenn die Betrachter:innen extrem laut in eine sogenannte „Schreikiste“ schreien. Daneben zeigt die Ausstellung künstlerische Arbeiten, die den weit verbreiteten Wunsch nach mehr an Energie in seinen kuriosen Ausprägungen thematisieren. Das Kollektiv Bezugsgruppe Rainer Rauch kommentiert mit seiner Installation „Self Care Center“ den allgegenwärtigen Drang nach Selbstoptimierung, wie er insbesondere durch das Internet verbreitet wird. In einer Fotoserie richtet Stefan Hurtig den Fokus auf die Maschinenwelt der Fitness-Studios, die eine Modulierung des Körpers nach individuellen Wünschen versprechen.
Überkapazitäten sind grundsätzlich genauso wenig nützlich wie eine Unterversorgung an Energie. Die Anforderungen und spezifischen Verhältnisse bestimmen das richtige Maß an Energie. Das gilt auch für den persönlichen Bereich. Die Energie, die ein menschliches Individuum besitzt, muss sinnvoll eingesetzt und je nach Situation gesteigert oder gemindert werden. Das Gefühl der Erschöpfung, das bis zum Burnout führen kann, gilt als wachsendes gesellschaftliches Phänomen, das inzwischen sogar die Krankenkassen auf den Plan gerufen hat. Man könnte das Gefühl des Ausgepowert-Seins als Folge eines unausgewogenen Energiehaushalts bezeichnen. Die heutige Leistungsgesellschaft bedarf einer flexiblen Person, um die Produktion zu steigen. Da hat das Austragen von Konflikten keinen Platz, sie sind einfach zu zeitintensiv. Byung-Chul Han zufolge ist der Burnout die pathologische Folge einer freiwilligen Selbstausbeutung. Das Leistungssubjekt konkurriert mit sich selbst und gerät in den destruktiven Zwang, sich ständig selbst überbieten zu müssen.

Auch eine künstlerische Arbeit, die sich mit diesem spezifischen Aspekt beschäftigt, wird in der Ausstellung präsentiert: Chen Efraty geht in ihrem Ausstellungsbeitrag einen radikalen Schritt und entsagt ihrem Künstlerinnendasein. In Form einer doppelten Videoprojektion berichtet sie,warum sie keine Energie mehr besitzt, künstlerische Arbeiten zu produzieren.

 

Die Ausstellung wurde freundlicherweise gefördert von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, der Sparkasse Celle-Gifhorn-Wolfsburg, der Stadt Wolfsburg und vom Land Niedersachsen.

Erneuerbare Medien

28/08–08/11/2020

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Eröffnung: 27/08 um 19 h *
Künstler*innen: Aram Bartholl, Joseph Beuys, Joaquin Fargas, Christina Hemauer & Roman Keller, Martin Kaltwasser, Emanuel Mooner, Ingo Schulz

Pop Up Shop mit Produkten von Little Sun
(gegründet von Olafur Eliasson)

Raum für Freunde: arteen 2020: NRG!
Laufzeit: 28/08 – 20/09/2020

Die Ausstellung „Erneuerbare Medien“ ist ein Versuch, Technologie, Ökologie und künstlerische Praxis zusammen zu bringen. Erneuerbare Energiequellen und Nachhaltigkeit sind Themen von hoher gesellschaftlicher Brisanz und aktuell wie nie zuvor. Auch die Kunstwelt macht sich immer mehr Gedanken dazu. Auch die Kunstwelt muss gängige Muster hinterfragen und denken. Inwieweit kann und muss man sich in der Kunstproduktion und Ausstellungspraxis ebenfalls um das Energiesparen und die Nutzung regenerativer Ressourcen kümmern? Wie weit kann sich der Kunstbetrieb gegen den drohenden Klimawandel engagieren? Wie kann sich dieses Engagement konkret in den Medien der Kunst niederschlagen? „Erneuerbare Medien“ versammelt künstlerische Arbeiten, welche auf regenerativen Energien beruhen oder sie thematisieren.

Als einer der Vorläufer dieser interventionistischen Kunstrichtung gilt Joseph Beuys. Als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts beschäftigte er sich schon sehr früh mit dem Thema der Energie, stets in enger Verbindung mit Natur und Ökologie. Der Kunstverein zeigt die Arbeit „Phosphor-Kreuzschlitten“von 1972. Die vermeintlich erste, mit Solar-Akku betriebene Kunstausstellung Deutschlands präsentierte im Sommer 2019 der Münchner Künstler Emanuel Mooner. Sein Konzept der solarbetriebenen Kunst ist site-specific. Für die Ausstellung im Kunstverein Wolfsburg 2020 entwickelt er ein vergleichbares Projekt wie in München: Er transformiert mittels eines Frequenzwandlers Informationen von Pflanzenblättern in MIDI-Daten, die Klänge erzeugen. Titel: „The Singing Garden“. Ebenfalls mit Sonnenenergie arbeitet Joaquin Fargas. Sein Roboter mit dem Namen „Glaciator“ (2011) arbeitet in der Antarktis mit Solarenergie. Seine Aufgabe besteht darin, Schnee zu Eis zu verdichten. Das von ihm produzierte Eis soll in gewisser Weise das Eis, das durch die Erderwärmung schmilzt, kompensieren.
Auch die Soundinstallation „Trockenübungen“ (2016) von Ingo Schulz wird solarbetrieben. Seine Gruppe von Kreisregnern, ihrer eigentlichen Aufgabe, dem Wassersprengen, beraubt, produziert angetrieben vom Sonnenlicht ein polyrhythmisches, mehrstimmiges Stück. Schon seit langem setzten sich die Schweizer Künstler*innen Christina Hemauer und Roman Keller mit den unterschiedlichsten Formen der alternativen Energiequellen auseinander. Im Kunstverein Wolfsburg präsentieren sie nun drei ihrer themenspezifischen Arbeiten, unter anderem „Come On Beuys Shine“ (2005), mit der sie direkten Bezug auf Joseph Beuys‘ berühmte „Capri-Batterie“ (1985) nehmen.
Die grundlegende Frage nach ressourcenschonender Energiegewinnung und Nachhaltigkeit beschäftigt auch Martin Kaltwasser seit jeher. Lösungen sucht er dafür im urbanen Raum unter Einbeziehung der Bedingungen städtischen Lebens und den Bedürfnissen der Gemeinschaft. In Zusammenarbeit mit Folke Köbberling entstand 2003 das Kraftwerk Lohberg, in dem auf stationären Pedalkraftmaschinen, hergestellt aus recycelten Materialien, allein durch menschliche Bewegung real nutzbare Elektroenergie erzeugt wird. Aram Bartholl untersucht die Folgen digitaler Medien und die daraus resultierenden Veränderungen für die Gesellschaft. Seine Installation „Life is a beach and then you die“ (2019) stellt essentielle Fragen: Wie nutzen wir unsere Lebenszeit in der mediendominierten Gegenwart ? Wie viele Stunden verbringen wir mit der Arbeit vor Bildschirmen? Wie viel Energie geht dadurch verloren?

*Die Eröffnung fand aufgrund der Pandemie im Freien im Schlosspark statt, eine begrenzte Anzahl an Besuchern konnte nach erfolgreicher Anmeldung teilnehmen. Der offizielle Part wurde per Livestream übertragen und kann hier nachträglich geschaut werden.

 

Die Ausstellung ist ein Projekt der phaenomenale und wird gefördert vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, der Stiftung Niedersachsen, Neuland und der Stadt Wolfsburg.

arti 2020: Mit Energie

19/06–09/08/2020

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Eröffnung und Preisverleihung: 18/06/2020, 19 Uhr*

Künstler*innen: atelier für zukünfte, Anita Marijana Bajic, Axel Bosse, Luz Helena Marin Guzmán, Jörg Hennings, Eileen Lofink, Tarabea Guastavino San Martin, Anna Miethe, Hellen Niemann/Linus T. Schulz,Walter Winter

Der alle zwei Jahre vom Kunstverein Wolfsburg ausgeschriebene Wettbewerb richtet sich an Künstler*innen mit Wohnsitz und Lebensmittelpunkt in Wolfsburg. Er bietet den künstlerisch Schaffenden eine Plattform für lebendigen Austausch und dient der Förderung der lokalen Kunstszene. Wie bereits in den vergangenen Jahren orientiert sich die Ausschreibung thematisch am Jahresmotto des Kunstverein Wolfsburg, das 2020 „Alles eine Frage der Energie“ lautet. Der 8. arti lief daher unter dem Titel „Mit Energie“.

Aufgrund der Pandemie wurden erstmals die Möglichkeiten der Einreichung erweitert, um allen Teilnehmern maximale Sicherheit zu gewährleisten. Ob postalisch, online oder unter Einhaltung der Hygieneverordnungen vor Ort: Trotz Corona wurden von 35 Künstler*innen bis zu drei, meist extra für den Wettbewerb konzipierte Arbeiten eingereicht.

Am 19.05.2020 begutachtete die Jury aus regionalen und überregionalen Expert*innen die zahlreichen Einreichungen und bestimmte zehn Nominierte, deren Arbeiten in der Ausstellung und in der Publikation vertreten sind. Unter diesen befinden sich auch die drei Preisträger*innen, die bei der Eröffnung mit einem Preisgeld  (1000 Euro für den ersten Patz, 500 Euro für den zweiten Platz, sowie 300 Euro für den dritten Platz) und einer Medaille ausgezeichnet wurden. In diesem Jahr bestand die Jury aus Sina Heffner (Künstlerin), Justin Hoffmann (Leiter, Kunstverein Wolfsburg), Stine Hollmann (Geschäftsführerin, Kunstverein Wolfenbüttel), Nele Kaczmarek (Kuratorin, Kunstverein Braunschweig) und Noor Mertens (Leiterin, Kunstverein Langenhagen).

Die Preisverleihung und –Ausstellungseröffnung 2020 fand aufgrund der Krisensituation erstmals online statt. Sie wurde am 18. Juni, 19h auf der Homepage des Kunstverein Wolfsburg per Livestream übertragen: Nur Redner*innen und Künstler*innen waren vor Ort anwesend. Musiker Johann Ehlers begleitete die Veranstaltung musikalisch mit Gesang und am Klavier. Erste Siegerin wurde die Künstlerin Luz Helena Marín Guzmán mit ihrer 103 Einzelbilder umfassenden, mit digitaler Zeichnung bearbeiteten Fotoserie  „Lockdown“. Der zweite Preis ging an Eileen Lofink für ihre Installation „from pure air we have descended“. Drittplatzierte wurde Anna Miethe mit ihrer Videoarbeit „x-raybbit“. Die Ausstellung zum arti 2020 zeigte die unterschiedlichen Positionen aller 10 nominierten Künstler*innen zum Wettbewerbsthema „Mit Energie“. Ausstellungsbegleitend erschien ein Katalog.

*Die Eröffnung und Preisverleihung kann hier nachträglich geschaut werden.

 

Mit freundlicher Unterstützung von Volkswagen, Volksbank BraWo und Stadt Wolfsburg

Folke Köbberling: Lifestyle Is Negotiable

28/02–10/05/2020

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Eröffnung: Donnerstag, den 27. Februar 2020, 19 h

Parallel im Raum für Freunde: Energie+-
Arbeiten von Studierenden des Instituts für Architekturbezogene Kunst, TU Braunschweig

Laufzeit: 28/02 – 10/05/ 2020

Wer im Sommer letzten Jahres den Blick von der Berliner Brücke in Richtung Stadion schweifen ließ, hat es vielleicht entdeckt: Ein Fassadenteil des leerstehenden Wolfsburger Billen-Pavillons war mit Schafswolle eingekleidet. Mit der Installation Low Tech Isolation machte die Berliner Künstlerin Folke Köbberling auf alternatives und natürliches Dämmmaterial aufmerksam, mit dem sie schon lange experimentiert.

Passend zum Auftakt seines Jahresprogramms 2020 „Alles eine Frage der Energie“ widmet der Kunstverein Wolfsburg der Künstlerin die Einzelausstellung „Folke Köbberling –Lifestyle Is Negotiable“, die am Donnerstag, den 27. Februar 2020 um 19 Uhr eröffnet wird. Folke Köbberling sticht unter den Künstler*innen, die sich mit Nachhaltigkeit, Urbanismus und Ökologie beschäftigen, durch ihre Konsequenz besonders heraus. In diesem Sinne gleicht der Ausstellungstitel einer Aufforderung, sich des eigenen Lebensstils bewusst zu werden und ihn den gegenwärtigen globalen Bedingungen anzupassen. Sie bezieht damit eine konträre Position zu George Bush, der 1992 in einer Rede behauptete: “The American way of life is not negotiable!”(dt.: Der amerikanische Lebensstil ist nicht verhandelbar!). Dieser von der Künstlerin angestrebte Paradigmenwechsel ist angesichts der drohenden Klimakrise von hoher Aktualität und gut nachvollziehbar. Mit Arbeiten aus Schafswolle, mit wiederverwendetem Plastikmüll oder einem Umzug mithilfe der öffentlichen Verkehrsmittel bietet sie innovative Lösungsansätze auf ressourcen-und energiesparender Basis. Ihre direkte Herangehensweise wirkt erstmal überspitzt, grotesk und irritierend, spiegelt aber auch den Ideenreichtum der Künstlerin wider. Die Präsentation im Kunstverein Wolfsburg gibt einen Einblick in sowohl vergangene als auch aktuelle Projekte und nutzt den Ausstellungsraum für besondere ortsspezifische Interventionen.

Folke Köbberling (*1969) studierte Bildende Kunst in Kassel und Vancouver und kurzzeitig Architektur in Berlin. Die Künstlerin, die von 1998 bis 2013 mit Martin Kaltwasser  zusammenarbeitete und oft Arbeiten für den öffentlichen Raum realisierte, nahm weltweit an Ausstellungen teil und war bereits an zwei Gruppenausstellungen (2004, 2005) des Kunstverein Wolfsburg beteiligt. Seit 2016 hat sie die Professur für Künstlerisches Gestalten am Institut für Architekturbezogene Kunst an der TU Braunschweig inne. Sie lebt und arbeitet in Berlin und Braunschweig.

 

Die Ausstellung wird gefördert vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, der Stadt Wolfsburg sowie der Sparkasse Celle-Gifhorn-Wolfsburg.

 

V für Verantwortung

22/11/2019–02/02/2020

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Eröffnung: 21/11/19, 19 Uhr

Künstler*innen: Giulia Bowinkel & Friedemann Banz, Stefan Hurtig, Jan Neukirchen, Xin Xin, Pinar Yoldas

Kuratiert von: Jennifer Bork

Der Titel der Ausstellung lehnt sich an die bekannte Graphik-Novel V für Vendetta von Alan Moore und David Lloyd an, aus dem Anonymous die Verwendung der Guy Fawkes-Maske entlehnt hat. Die Frage nach der Verantwortlichkeit erscheint als eine der drängendsten in Bezug auf die Digitalisierung. Die Komplexität von Handlungsauswirkungen erreicht durch die technischen Möglichkeiten und die globale Vernetzung im 21. Jahrhundert noch einmal eine ganz andere Dimension. Die Ausstellung „V für Verantwortung“, die am 21. November, um 19 Uhr eröffnet wird, zeigt daher künstlerische Positionen, die sich mit dieser Thematik beschäftigen.

Die Auseinandersetzung mit der Definition und den ethischen Voraussetzungen von Verantwortung geht weit zurück, muss aber immer im historischen Kontext gesehen werden. So hatte die beginnende Ausbildung einer globalisierten, transnationalen Gesellschaft Max Weber bereits 1919 zu einer Differenzierung von „Gesinnungsethik“ und „Verantwortungsethik“ veranlasst. Gesinnungsethik basiertdarauf, eine Entscheidung abhängig von der Reinheit der dahinterliegenden Absicht und der Orientierung an einem äußeren Regelwerk zu treffen. Die Verantwortungsethik dagegen bezieht Folgen- und Nebenfolgeneffekte in die Beurteilung einer Entscheidung mit ein. Dies können intendierte Folgen, aber auch sogenannte Kollateralschäden sein, die durch die getroffene Entscheidung mit ausgelöst werden. In den immer komplexer werdenden Abläufen heutiger Systeme und Prozesse entstehen zum Teil mehr Nebenfolgen als intendierte Folgen.

Der Begriff der Verantwortung ist daher besonders in komplexen Netzwerken, wie sie durch die technischen Voraussetzungen digitaler Medien geschaffen wurden, zentral, wie auch die Wissenschaftlerin Danah Boyd betont. In solchen Netzwerken zerfällt die Verantwortung in eine undurchschaubare Anzahl von Knotenpunkten aus verschiedenen Akteur*innen, die unterschiedliche Technologien verwenden. Boyd sieht in diesem „Verstärkungsökosystem“ eine neue Form von Bürokratie. Jede*r fühlt sich nur als Teil des Systems und damit nicht persönlich und moralisch verpflichtet. Die Macht liegt scheinbar im System selber. Es kommt zu einer Verantwortungsdiffusion. Eine Besonderheit in dieser neuen Bürokratieform ist jedoch, dass die einzelnen „Verstärker“ sehr divers sein können: Ein*e Blogger*in oder ein*e Jugendliche*r kann aufgrund seines*ihres Wissens über Technologie und die Kommunikationsabläufe im Netz einen ebenso großen Einfluss erlangen wie ein Unternehmen oder ein*e Politiker*in.

Damit bedeutet die beschriebene Struktur auch, dass die Einzelperson, sich ihrer Rolle als Stellschraube innerhalb dieses Netzwerkes bewusst werden und den weiteren Verlauf beeinflussen kann. Dies kann eine ethische oder ökologische Verantwortung sein, die ein*e Entwickler*in übernimmt oder z. B. ein*e Whistleblower*in. Der Kunst kommt hierbei auch eine immer stärkere Bedeutung zu. Künstler*innen werden zu Aktivist*innen und wenden diverse technische Möglichkeiten an und eignen sich somit einen Teil der Verantwortung im Informations-Ökosystem wieder an. Die Ausstellung möchte sich dem Umgang mit ethischen Begriffen sowie der Darstellbarkeit unendlich vernetzter Strukturen und utopischen, spekulativen Szenarien aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz annehmen.

Das Künstler*innenduo Banz & Bowinkel zeigt ein Video aus Schnipseln von Vorträgen beispielsweise der Singularity School im Silicon Valley. Sie handeln von exponentiellem Wachstum, wie dem Zeitpunkt an dem sich die künstlichen Intelligenzen so rasch selbst optimieren werden, dass sie den Menschen obsolet machen könnte. Die vier Arbeiten von Stefan Hurtig hinterfragen die Vereinnahmung von ethischen Begriffen wie Glück, Moral, Verantwortung oder Kreativität durch kapitalistische Mechanismen. Jan Neukirchen visualisiert Daten und macht damit die Struktur von Kommentaren auf bekannten Plattformen wie Reddit deutlich. Sie verdeutlichen wie ein Gesprächs-Hauptstrang teils völlig unvorhergesehene Nebenstränge „auslösen“ kann, was den Begriff der Verantwortung noch einmal anders thematisiert. Xin Xin/Sanglim Han/Jen Agosta zeigen filmisch Verbindungen zwischen der Struktur von Algorithmen einerseits und der Unterdrückung bestimmter Ethnien, Geschlechter etc. andererseits auf, Teil der Arbeit ist ein Interview mit Dr. Umoja Noble über die Manifestation rassistischer Klischees durch Suchmaschinen. Pinar Yoldas wagt mit einer Videoinstallation einen Blick in das Jahr 2039, in der eine Katze erklärt, welche Gründe und gesellschaftlichen Ereignisse dazu führten, dass sie als Künstliche Intelligenz die Herrschaft übernommen hat.