Mit „Jaagobbigery wolt” zeigt der Kunstverein Wolfsburg im Raum für Freunde erstmals Arbeiten der beiden KünstlerInnen Mitra Wakil & Fabian Hesse in Wolfsburg. Der Titelvorschlag zur Ausstellung entstammt dem kreativen Algorithmus eines 3D-Programms – Hesse & Wakil sind einfach faul und lassen die Maschinen selber machen. Dennoch forschen sie damit aktiv im Zwischenbereichen von Kunst, experimentellem Umgang mit neuen Technologien und Strategien demokratischer Selbstermächtigung durch (techno-logische) Bildung.
In der Ausstellung werden Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine zum Thema, an denen sich insbesondere (post-)digitale Technologien gegenüber den NutzerInnen verschließen, anstatt die Wechselwirkung zwischen Menschen und Technologien erfahrbar zu machen.
Eine lebensgroße Figur aus Plastik steht im Raum, mehrere menschliche Körperfragmente sind darin verschoben, verdoppelt oder abgeschnitten, Teile einer zweiten oder gedoppelten Figur überlagern sich. Es ist „Dorothy”, der Zauberer von :-Oz hat sie verhext! Schichten, Fehler und Artefakte aus dem Herstellungsverfahren des 3D-Drucks sind erkennbar.
Der Raum wird bestrahlt mit Coded Light, einem strukturierten Lichtmuster. Die Art und Weise, wie sich diese Strahlen beim Auftreffen auf Oberflächen verformen, ermöglicht es Bildsystemen, die Tiefen- und Oberflächeninformationen der Objekte in der Szene zu berechnen. Die Muster sind also nicht fürs menschliche Auge gemacht, sondern für die maschinelle Wahrnehmung. Das flackernde Streiflicht verwandelt den Raum für Freunde in einen Schwellenraum, der den Übergang zwischen dem stofflichen und dem numerisch Definierten und damit rechnerisch Reproduzierbaren verkörpert. Er wird als Bühnensituation in Szene gesetzt.
Diesem Erfassungssystem nähern sich die KünstlerInnen mit kryptischen Fluxus-Scores, teils historischen teils neu erfundenen. Scores sind für Fluxus-Events verfasste Handlungsanweisungen aus denen sich performative Aktionen etc. entwickeln können. Mitra Wakil und Fabian Hesse suchen damit nach dem schöpferischen Potential der Technologien und gleichzeitig nach Momenten des Verbergens vor der digitalen Erfassung.