Julia Gebauer ist in Wolfsburg keine Unbekannte. In der Stadt geboren, gewann sie im Jahr 2010 den arti, den alle zwei Jahre ausgeschriebenen Preis für Wolfsburger Künstler*innen. Nachdem sie damals als 1. Preisträgerin in einer Gruppenausstellung vertreten war, erhält sie nun im Raum für Freunde ihre erste Einzelausstellung im Kunstverein Wolfsburg. Die Künstlerin, die auch unter dem Pseudonym Lia Bergaue präsent ist, präsentiert in ihrer Geburtsstadt die raumgreifende Videoinstallation wolfsburg – oodnadatta – sundance (2018/2019), für die sich unter anderem den gesamten Boden des Raums mit Sand bedeckte und die gleichzeitig ihre Abschlussarbeit an der Kunsthochschule Berlin Weißensee darstellte.
Der ganze Boden des Raum für Freunde ist mit Sand bedeckt. Ein darauf projiziertes Video nimmt den Betrachter mit auf eine virtuelle Reise, die – wie bereits der Titel anmerkt – von Wolfsburg über Oodnadatta nach Sundance führt. Die Erforschung dieser speziellen Orte stand am Anfang ihrer Recherche. Während Wolfsburg als Automobilstadt bekannt ist, die australische Stadt Oodnadatta mit 270 Einwohnern als heißester Ort der Welt gilt, ist das kanadische Sundance nur noch als Sattelitenbild überliefert, nachdem die Bauarbeiten eines Staudammes dort abgeschlossen waren und der Ort wieder dem Erdboden gleichgemacht wurde. Kleine Spiegelfragmente auf dem Sand fangen die aus Google Earth exportierten Videobilder auf und werfen sie nicht nur an die Wände des Raums, sondern zugleich in die Realität der Betrachtenden. Die Reiseskulptur, wie die Künstlerin ihr Werk nennt, versteht sich als permanent wandelnde lebendige Form, die sich als unsichtbares Feld dem Betrachter und der Installation aufspannt. Sie dient der Reflektion, inwiefern die Wirklichkeit sich aus einer Projektion vergangener Strukturen in die Zukunft reproduziert. Dabei handelt es sich um einen experimentellen Versuch sich einem konkreten Bewusstsein der Gegenwart und des Gegenwärtig-Seins anzunähern und sich selbst als poetisches und schöpferisches Wesen wahrzunehmen.
Julia Gebauer wurde 1982 in Wolfsburg geboren. Von 2003-2009 studierte sie an der TU Braunschweig Pädagogik, Psychologie, Soziologie, Philosophie. Anschließend absolvierte sie von 2014-2018 ihren Master im Studium der Raumstrategien (art in public spaces) an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Julia Gebauer lebt und arbeitet in Berlin.
Die Ausstellung wird freundlicherweise von der Stadt Wolfsburg sowie vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert.