Mittelpunkt der ersten großen Einzelausstellung von Franziska C. Metzger steht die Thematik der Behausung und der Körperlichkeit, der Sprache und des Raums – oder anders ausgedrückt: das Rohe und das Gekochte. Ländlich Vergangenes und wage Zukunftsvisionen entwerfen Fluchtlinien in eine abstrakte Landschaftlichkeit, einen archaischen Futurismus.
Mehrere zentrale Arbeiten der letzten Jahre bevölkern, ergänzt durch neue Module, den Ausstellungsraum des Kunstverein Wolfsburg. Es sind begehbare Situationen, poetische Fiktionen aus Raum- und Erzählmomenten entstanden. Schlichte Setzungen überlagern sich mit kulissenhaften Inszenierungen. Hölzerne Hütten, mobile Wohnobjekte, futuristisch anmutende Lichtszenen erzeugen eine unwirkliche Zärtlichkeit, die durch sachte Klangsetzungen im Raum akzentuiert und gebrochen wird.
Die stilisierten Behausungen beherbergen mehrere Videoarbeiten, die durch experimentelle Erzählformen und überfremdete Sprachlichkeit gekennzeichnet sind. Philosophische Anklänge bewegen sich zwischen abgründiger Groteske und humoresk überzogener Heiterkeit und werfen Fragen nach der Beziehung von Sinn und Unsinn, Sprache und Körperlichkeit und deren Aneignungsmöglichkeiten auf. So werden Einblicke in skulpturale Raumsetzungen durch Ausblicke in virtuelle Bild- und Sprachwelten verdichtet, erweitert und neu bestimmt. Diese widerstreiten und ergänzen sich in der Gesamtinszenierung zu einem eigenwilligen Kosmos des virtuos Realen. Die Akteure der Videos treiben als überzeichnete Typen oder entschieden tragische Antihelden in Filmsequenzen ihr Unwesen. Die Protagonisten setzen sich in geradezu idiotischer Manier aufs Spiel und entziehen sich Haken schlagend jeder wettbewerbsfähigen Selbstdarstellungsstrategie.
In eine Wandnische des Kunstverein Wolfsburg schmiegt sich die neue Videoinstallation „Vier Monitore“, eine Komposition aus vier autonomen, untereinander kommunizierenden Videoszenerien, die sich in Autobahnhorizonten und Gartenlaubenphilosophien bewegen. Rückwärtig schlängelt sich das Fassadenfragment „Absteige“ am Wandsystem des Kunstvereins entlang. Diese irrlichternde Balkonlandschaft bildet den morgendämmernd ruhenden Gegenpol im Reigen von Spektakel und Stille.