In Caroline Hakes Arbeiten spielt die moderne Architektur mit ihren utopischen Ideen und glanzvollen Versprechen eine wichtige Rolle. Die Fotografin dokumentiert vor allem deren Scheitern, welches zumeist auch das Scheitern eines gesellschaftspolitischen Ideals einer bestimmten Zeit abbildet.
Die sieben Teile der Serie UPSIDE DOWN, die jetzt im Raum für Freunde des Kunstverein Wolfsburg ausgestellt sind, zeigen die Umbruchsituation einer Integrierten Gesamtschule in Braunschweig. 1972 war dieser Schulkomplex ein Vorzeigeprojekt, welches mit seiner Raum- und Farbgestaltung, den Klassenräumen, den Gängen und Leitsystemen, der Aula und dem Schulhof zum Ausdruck einer demokratischen Vorstellung von Schule werden sollte. Gemeinsam wurden Haupt-, Real und Gymnasialschüler in den Räumen unterrichtet, um so positive Synergieeffekte für mehr Chancengleichheit zu nutzen. Die Schule war damals in Niedersachsen die erste dieser speziellen Form. 2016 wurde das Gebäude abgerissen und durch einen kleineren, modernen Neubau ersetzt.
Caroline Hakes Bilder zeigen die Aufräum- und Entsorgungsarbeiten im alten Gebäude. Weniger mit dem Blick eines Architektur-Archivars gesehen, geht es der Künstlerin vielmehr um das Herausarbeiten einer Umbruchsituation, die auch exemplarisch den Wandel architektonischer und sozialer Ideologien verdeutlicht: „Schule und Bildung stehen für mich in einem ganz existenziellen Sinne stellvertretend für das Bestreben nach einer idealen Form der Prägung, der optimalen Ausbildung und Disziplinierung, der kulturellen und sozialen Identität […]“, sagt die Fotografin.
Caroline Hake studierte an der HGB Leipzig Fotografie und Medien und schloss als Meisterschülerin bei Prof. Joachim Brohm ab. Danach war sie an der Bauhaus-Universität in Weimar als künstlerische Mitarbeiterin tätig. Ihre Arbeiten waren bereits in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen, u. a. in Köln, Berlin, Bregenz, Chicago. Sie lebt und arbeitet in Braunschweig.