Seit über zwanzig Jahren fotografiert der Leiter des Instituts Heidersberger mit seiner Polaroid SX70 Kamera. Wenn man nun im Raum für Freunde im Kunstverein Wolfsburg Bernd Rodrians Ausstellung besucht, fühlt es sich fast so an, als würde der eigene Blick durch Räume, Straßen und Städte wandern und immer wieder an winzigen Details oder interessanten Formen und Gesichtern hängenbleiben. Wie kurze Tagebuchnotizen funktionieren die im Sofortbild festgehaltenen Erinnerungsmomente mit denen sich der Fotoingenieur und freie Fotograf Bernd Rodrian in eine ganze Tradition der künstlerischen Verwendung von Polaroids einreiht, deren bekanntester Vertreter Andy Warhol ist. Zur Popularität dieses fotografischen Verfahrens hat sicherlich auch die Aufarbeitung innerhalb des fototheoretischen Diskurses beigetragen. Die ritualisierte, soziale Gebrauchsweise dieser Technik (Klicken, Wedeln, gemeinsam das entstehende Bild betrachten) ist dabei genauso ausschlaggebend wie die speziellen Eigenschaften dieses Sofortbildverfahrens. So ist das Polaroid-Bild ein nicht reproduzierbares Bild, ein Original, denn nach Abschluss des Vorgangs existiert kein Negativ mehr, das für weitere Abzüge zur Verfügung stehen könnte. Sein spezieller chemischer Entstehungsprozess führt zudem dazu, dass es mit der Zeit stark verblasst. Jedes einzelne hat nur eine begrenzte Lebensdauer und ist dann für immer verschwunden. Und nicht zuletzt geben seine optischen Eigenschaften, z. B. der weiße Rahmen, der unten breiter wird und oft als Notizfläche dient, dem Polaroid seinen speziellen ästhetischen Reiz. Sein kurzer Entwicklungsprozess, macht es zu einer sofort überprüfbaren Momentaufnahme, die oft als Gedächtnisstütze in der Gebrauchsfotografie verwendet wurde. Mit dieser Assoziation als Erinnerungsspur spielt auch Bernd Rodrians Ausstellung, die den subjektiv-selektierenden Blick des Fotografierenden nachvollziehbar macht und uns als Betrachter ganz persönliche Einblicke in ein anderes Leben gewährt.