Öffnungszeiten

Mi–Fr 10–17
Sa 13–18h
So u. Feiertags 11–18h


Eintritt frei!

Carla Sternberg kombiniert in ihrer  künstlerischen Praxis Zeichnung, Fotografie, Malerei und Found Footage aus einer über die Jahre gewachsenen Sammlung. Ihre Arbeiten thematisieren aktuelle Ereignisse des Lebens und aus dem Internet: Müdigkeit, Krankheit, Dystopien/Utopien, Klimakatastrophe(n), soziale Ungerechtigkeiten und das immer wiederkehrende Wiederaufstehen, so wie auch ihre Motive immer wiederkehren. 

Sina Heffners Ausgangsinteresse ist das Verhältnis von Mensch, Tier und Natur, mit dem sie sich in Zeichnungen, Fotografien, Installationen sowie Skulpturen im öffentlichen Raum befasst. Ihre Beschäftigung mit dem Tier setzt bei unserer Vorstellung von Natur und Naturbildern an und befragt deren Ordnung. Auch ihre Ausstellung „Symbionten“ verhandelt dieses Spannungsfeld. Symbionten sind Tiere, Pflanzen oder Mikroorganismen die in einer Wechselbeziehung zueinander stehen und sich ergänzen, also zwei unterschiedliche Elemente, die zu einem neuen Ganzen zusammengeführt werden – ein Prozess, der zentral für die Arbeiten im Raum für Freunde ist.  

Die Zeichnungsserie „Aus Reiseberichten“ (seit 2024) erinnert an Naturstudien, an die akribischen Darstellungen in historischen Botanikbüchern. Allerdings kreiert Heffner die Gewächse in ihren Zeichnungen und verbindet Pflanzen und Tiere: ein Element entspringt dem Anderen und die einzelnen Teile bedingen sich gegenseitig. Anstoss zur Serie ist die Faszination der Künstlerin für historische Quellen, die das damalige Verhältnis der Menschen zur Natur zeigen. Dazu zählen frühe Reisebeschreibungen von Europäern aus fernen Ländern, die deren Neugierde für unbekannte Landschaftsräume darlegen. In mittelalterlichen Büchern, den sogenannten „Bestiarien“ zum Beispiel finden wir detaillierte Darstellungen von Tieren, die gleichberechtigt mit Fabelwesen koexistieren. Oft waren diese Visualisierungen die einzige Möglichkeit, sich einen Eindruck von exotischen Tieren zu verschaffen. Dabei waren die Tiere den Illustratoren meist nur aus Erzählungen bekannt – was nicht selten zu gewissen Irrtümer führte. So wurden aus Schuppen Federn und Proportionen verschoben sich.

Die Installation „Ausschnitte“ (2025) ist die plastische Fortführung der Serie „Aus Reiseberichten“. Die monochromen Skulpturen wirken wie Landschaftsausschnitte, die in den Raum für Freunde gepflanzt wurden und diesen jetzt einnehmen. Die Formen bewegen sich an der Schwelle zwischen Tier- und Pflanzenwelt und gehen ineinander über. Sie erinnern an Gazellenköpfe oder Tentakel genauso wie an Farne und Pilze. Die Installation verdeutlicht Sina Heffners Interesse für den Raum sowie dafür, welche Position Menschen, Tiere und Pflanzen darin einnehmen und welche Bedeutungen dadurch entstehen. Eine weitere raumgreifende Arbeit der Künstlerin die diese Aspekte verhandelt ist bereits seit 15 Jahren in Wolfsburg zu sehen: die Skulptur „Giraffe“ am Klieversberg in der Nähe des Planetariums. 

Klaus Römer ist Wolfsburger Fotograf und hat unter anderem die Subkultur der Stadt in den 70er Jahren dokumentiert. Ein zentralere Ort war die Bistrothek, in der unter anderem Wolfgang Müller (u.a. Mitglied der Band Die Tödliche Doris), Max Müller (u.a. Mitglied der Band Mutter) oder Edward Berger (Regisseur Im Westen nichts Neues) sich die Zeit vertrieben.

In der Ausstellung zeigt Kurator Axel Bosse neben den Fotografien Römers auch originale Devotionalien: Plakate, Trikots, Schilder.

 

 

Jakob Zimmermann war letztes Jahr zum ersten Mal in Amerika. Auf der Reise hat er auch die Kleinstadt New Ulm in Minnesota besucht (die sich selbst „the most german city of the U.S. nennt“). Dort steht auf einem Hügel ein Hermannsdenkmal wie in Detmold, Deutschland, nur wenige Jahre später errichtet – allerdings nur halb so groß. Diese Entdeckung hat ihn nicht mehr losgelassen und ist Ausgangspunkt für seine Rauminstallation „marching to the beat of desire“ die den Raum für Freunde in eine skurile Mischung aus Kultstätte und Minigolf-Bahn transformiert. 

Zentrum der Installation ist ein Panoramabild an dessen Ende jeweils ein Hermann  zu sehen ist – einmal Original, einmal Kopie. Außerdem tauchen Elemente aus Zimmermanns eigenen Malereien als digitale Varianten auf, außerdem Urlaubsfotos und Minigolf- Bahnen. Dieses Freizeitvergnügen ist ja Reproduktion des Luxussports und entstand als Bahnengolf anfang des 20. Jahrhunderts. Minigolf wie wir es heute kennen ist seine normierte Form. Das erste Patent dafür wurde in den 50er Jahren in Ascona angemeldet – wo ja ab 1900 Lebensreformer versuchten sich von Normen der Gesellschaft zu befreien und auch der Künstler und Religionsgründer Elisarion seinen Pavillion mit der Rundmalerei der „Klarwelt der Seligen“ errichtete – ein weiterer Bezugspunkt der Installation. Die Lust am Kopieren, am Besitzen und am Sammeln sowie das Wechselspiel von Normierung und Utopie sind so die zentralen Pole der Arbeit.

Jakob Zimmermann hat sein Studium an der HBK Braunschweig dieses Jahr als Meisterschüler von Wolfgang Ellenrieder abgeschlossen. Er ist postmodern deformierten Pop-Nerd, der sich durch Ausdrücken des Cronenbergian-Disco-Pimple in die eigene Gegenwart katapultiert hat und jetzt versucht diese Entdeckungen zu erinnern. Außerdem ist er Mitglied der Künstlergruppe BEZUGSGRUPPE RAINER RAUCH (BRR) mit der er Theaterstücke und Rauminstallationen inszeniert, Videos produziert und als Boyband Konzerte spielt. Seine Arbeiten waren im BBK Braunschweig (mit BRR), im Städtischen Museum Braunshweig oder im Mönchehaus Museum Goslar zu sehen. 

„Schmuckideen entstehen im Kopf,
sie werden gestaltet, verändert –
plastisch stehen sie vor dem inneren Auge.

Der Goldschmied sieht einen Gegenstand, einen Stein, eine Pflanze – nimmt Maß – Und ein neues Schmuckstück entsteht in seiner Fantasie…“

Dieser Arbeit – vom Gedanken zum fertigen Objekt – widmet Hans Jürgen Wiegleb seine Ausstellung „Aurum“ (lateinisch für Gold) im Raum für Freunde. Wiegleb ist Goldschmied und hat vor über 50 Jah- ren seinen Meisterbrief erhalten. Seitdem hat er unzählige ausgefallene Schmuckstücke entworfen und angefertigt sowie zahlreiche Preise dafür bekommen. Wiegleb ist Goldschmied aus Überzeugung, wes- halb es in der Ausstellung nicht nur fertige Objekte sondern auch (zum Teil farbige) Zeichnungen sowie Fotografien zu sehen gibt, um dadurch auch den komplexen Entstehungsprozess zu zeigen. Außerdem spielt das Material als solches für ihn als Experten eine zentrale Rolle. Gold ist mythologisch aufgela- den, der Goldpreis immer noch eine wichtige wirtschaftliche Größe, gleichzeitig wird die Herkunft des Goldes immer wichtiger. Diesen vielfältigen Aspekten wird Hans Jürgen Wiegleb in einem Vortrag zur Finissage nachgehen (siehe Termine).

Die Fotos der Ausstellung entstanden vor allem nachts. Das nächtliche Fotografieren hat nicht nur eine besondere Intimität, es wirkt für Sam Evans auch so, als würden Objekte, Tiere und Menschen sich nicht mehr beobachtet fühlen. „Die Nächte in Kyoto im tiefsten Sommer hatten eine einzigartige Atmosphäre, ganz anders als alle zuvor erlebten Sommertage. Sie waren genauso lebendig und aktiv wie der Tag selbst, verflochten mit Insekten, schwüler Hitze und einer schweren, warmen Luft. Obwohl mir viele davon abrieten, nachts auszugehen, konnte ich mich der Anziehungskraft nicht entziehen. Jeder Spaziergang in die Nacht war wie das Betreten einer neuen Geschichte.“

Neben dem urbanen Raum Kyoto ist für Evans die Natur als Gegenpol ausschlaggebend. Besonders die Wälder um Nagano und die Gifu Präfektur übten einen besonderen Reiz auf die Künstlerin aus. „ Die Wälder wirken wild, einsam und lebendig. Wenn man durch sie geht, hat man das Gefühl, dass man von den wahren Bewohnern beobachtet wird. Er sieht genauso aus wie das, was ich mir immer für mein Zuhause gewünscht habe.Eine lebendige Masse, Wald und Menschen scheinen sich gegenseitig zu tolerieren. Ich würde gerne in seine Weite laufen und mit ihm verschmelzen.“ 

Evans beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit der Relation von Körper und Natur, mit Artefakten und Ritualen, wobei Orte eine besonder Bedutungskraft haben. Die Arbeiten in „熱帯夜- Nachtgeflüster“ legen den Fokus dabei vor allem auf Intimität und die Suche nach Heimat, beim gleichzeitigen Auflösen in der Natur und der Dunkelheit der Nacht.

Sam Evans (*1995) hat ihr Studium der Freien Kunst an der HBK Braunschweig 2023 mit Diplom abgeschlossen und ist jetzt Meisterschülerin bei Corinna Schnitt. Während ihres Studiums erhielt sie 2021/22 ein DAAD Stipendium für einen Aufenthalt in Kyoto, der auschhlaggebend für die Ausstellung war. Außerdem war sie Stipendiatin beim Sommercampus der Künstlerstadt Kalbe 2021. Sie nahm bereits an zahlreichen Gruppenausstellungen teil, darunter „Trick #6“ (One Trick Pony, Braunschweig, 2023), „Sign of Impermanence“ (Jinny Street Gallery, Tokyo, JP, 2023) oder „Gibt es den Mond, wenn keiner hinsieht?“ (Thomas Rehbein Galerie, Köln, 2023). Ihre Fotos wurden in diversen Katalogen abgedruckt, darunter „The Annihilation of Space and Time“ (2023, Japan) und „Objekt-Permanenz Objekte“ (Deutschland, 2022).

[Preview]

Staub ist in unseren Begriffen allzu oft mit dem Tod, mit dem Sichauflösen alltäglicher Präsenzen verknüpft – sei es das Ableben einer uns nahestehenden Person oder ein im Rauch verschwundener Wald oder die schlagartige Fragmentierung eines Wohnblocks, der sich nicht mehr rentiert. Wohin zerstreuen sich diese nicht mehr so warmen, diese verbrannten, diese zertrümmerten Laibe? Wer nimmt sich ihrer an?

In der Vergangenheit tauchten Pionierpflanzen bevorzugt in Landschaften auf, die von immerwährenden Winden, von hungrigen Fluten, von fieberhaften Bergen gezeichnet worden waren. Heute zeigen sie sich zunehmend an Orten, an denen der Mensch Staub aufwirbelt. Ständig in Bewegung, nehmen sie sich den kargen Böden an, schaffen Bedingungen für komplexere Netze des Lebens und verschwinden sodann wieder.

Wenn das Wolfsburg der Nachkriegszeit eines ganz sicher nicht war, so ein Zentrum der Kultur. Um diese Leerstelle zu füllen, initiierte der VW-Generaldirektor Heinrich Nordhoff in den 1950er Jahren eine Reihe von Kunstausstellungen in der sich noch im Aufbau befindlichen Stadt. Denn „Kunstverständnis und Kunstgenuss“ sollten, wie er in seiner ersten Eröffnungsrede formulierte, „nicht das Vorrecht einiger weniger sein, sondern für jeden Schaffenden die notwendige schöne Ergänzung tätiger Arbeit“. So richteten sich die Ausstellungen vorrangig an die Werksangehörigen und ihre Familien. Die bis 1967 insgesamt acht realisierten Ausstellungen von Franz Marc über Albrecht Dürer bis hin zu Vincent van Gogh dienten darüber hinaus der Identitätsbildung von Werk und Stadt. Obgleich sie sichmitunter zu wahren Publikumsmagneten entwickelten, die Wolfsburg auf der kulturellenLandkarte der Bundesrepublik verorteten, war die gezeigte Kunst doch fernab von dem, was man gemeinhin „am Puls der Zeit beschreiben würde.

Diesem Ansinnen, der zeitgenössischen Kunst nachzuspüren, sie zu zeigen und zu vermitteln,folgte ab 1959 und damit parallel zu den großen Kunstausstellungen des Werks der Kunstverein Wolfsburg. Die überlieferte Dokumentations- und Pressefotografie zu den präsentierten Ausstellungen verdeutlicht dies auf vielfache Weise. Ob die Kunst, die auf ihr zu sehen ist, das Publikum, das diese adressierte, die Botschaft, die die ausgestellten Werke transportierten, oder die Form der Kunstbetrachtung selbst – überall tritt die Ausstellungsfotografie als Medium des Wandels in Aktion. Letztlich wird auch sie mutiger in der Begegnung mit der zeitgenössischen Kunst und eröffnet andere, neue Perspektiven.

Morgaine Schäfer (*1989, Wolfsburg) studierte Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf und schloss ihren Meisterschüler bei Prof. Christopher Williams 2017 mit dem Akademiebrief ab. Ihre konzeptuell künstlerische Arbeit konzentriert sich insbesondere auf verschiedene thematische Schwerpunkte im Bildarchiv der eigenen Familie sowie auf unterschiedliche Aspekte weiblicher Identität, wobei sie sowohl kulturelle als auch historische Aspekte einbezieht und sich kritisch mit Rollenbildern auseinandersetzt.
Sie wurde mit diversen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, darunter dem Ehrenhof Preis der Stiftung Museum Kunstpalast Düsseldorf (2017) und dem Förderpreis des Landes NRW für Bildende Kunst (2018). In der Vergangenheit nahm die in Wolfsburg geborene und aufgewachsene Schäfer außerdem zweimal erfolgreich am arti, dem Kunstpreis für Wolfsburger Künstler*innen, teil, den der Kunstverein Wolfsburg im zweijährigen Rhythmus ausrichtet.

Mit der Ausstellung Inside im Raum für Freunde zeigt die Künstlerin nun eine Auswahl Fotografien aus der Serie „Poznan“, die in der Wohnung ihrer verstorbenen Großmutter aufgenommen wurden. Der Titel nimmt bildsprachlich Bezug auf Schäfers Solo Ausstellung „Through the Looking Glass“, die aktuell in Braunschweig im Museum für Photographie zu sehen ist, und lässt diverse Gedankenspiele zu – neben dem praktischen Verweis auf den Innenraum lässt er sich auch auf die Erinnerungswelt der Künstlerin und der Bildwelten selbst übertragen und bietet darüber hinaus Raum für Eigeninterpretationen.

Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt mit dem Museum für Photographie Braunschweig. Es zeigt die Ausstellung „Morgaine Schäfer: Through the Looking Glass“ (Laufzeit: 04.02.-10.04.2023).

Zu werden, wer man sein will und zu akzeptieren, wer man schon lange ist, ist hart. Klingt nach Coming-of-Age-Drama, ist aber wohl ein lebenslanger Prozess.
Um herauszufinden, was man mag, muss man Dinge ausprobieren.
Beim Ausprobieren neuer Dinge muss man Fehler machen.
Beim Fahrradfahren lernen sind Stützräder erlaubt.
Beim Schwimmen lernen sind Schwimmflügel erlaubt.
Wo ich herkomme sagt man Pufferle.
Beim Musik auflegen ist der Beat-Sync-Knopf erlaubt.
FALSCH
YOU FAILED

In der Ausstellung „love sync“ von Kaja Sheila Seltmann verarbeitet die Künstlerin eigene Erfahrungen als DJ und zeigt auf, was man in der liberal geglaubten Szene als Anfänger*in alles falsch machen kann.

Der Titel „love sync“ steht dabei antithetisch der in der Szene verbreiteten Abneigung gegenüber, Tracks beim Auflegen automatisch, also per Beat-Sync ineinander übergehen zu lassen. Genau diese heutzutage in beinahe allen gängigen Geräten eingebaute Funktion erleichtert Neu-Anfänger*innen jedoch oftmals den Einstieg in die Technik. Jede Form der Abwertung dieser oder ähnlicher Hilfestellungen sieht Seltmann als reine Form des Gatekeeping – eine Positionierung, die nur dazu dient, die angesprochene Person abzuwerten und sich selbst in der eigenen Position als vermeintlicher Profi zu stärken.