Die Rigorosität der Eingriffe Theo Böttgers in bestehende Räume spricht für die Konsequenz seines Anliegens und die Gegenwartsbezogenheit seiner Einmischung. Mit seinen konzeptuellen Arbeiten zielt er auf jene Kräfte und Mechanismen des gesellschaftlichen und kulturellen Systems, die das Funktionieren des Spätkapitalismus und die daraus entstehenden Konfliktsituationen in Bewegung halten. Daraus entwickelt er seine Strategien der Verbildlichung, in der allgemeine Wahrnehmung der Welt, kollektive Verbindlichkeit und Komplexität der eigenen Denkoperationen zusammenfließen und in bildhaften Entsprechungen synthetisiert werden. Sie werden zur Projektionsfläche für Beklemmung und Ängste, die apokalyptische Züge aufweist. Mehr noch, mit dem ikonografischen Mix aus Malerei, Objekt, Skulptur, Comic, Schrift, Zeichnung, mit dokumentarischen Notaten sowie der Amalgamierung von Werbetopoi und Metaphern des Cyberspace wird die vieldeutige Auseinandersetzung zum raumgreifenden politisch-künstlerischem Statement, in das individuelle wie kollektive Erfahrung gleichermaßen eingehen. Theo Böttger bringt sich mit großer Unmittelbarkeit in die variantenreichen Spiele der innerem und äußerem Druck ausgesetzten menschlichen Existenz ein. Er operiert mit Befindlichkeiten und Emotionen an der Schnittstelle von persönlichem und sozialem Raum und konzentriert sich darauf, radikale Aussagen und Kommentare zu gesellschaftlichen Zuständen mit alttestamentarischer Wucht bewusst zu machen und zugleich mit substantiellen Äußerungen den individuellen Rahmen zu überwinden.
Textausschnitt: Herbert Schirmer