Der nackte Körper ist ein klassischer Topos der abendländischen Kunstgeschichte. Idealisiert, tabuisiert oder abstrahiert steht er wie kein zweiter für die Frage nach der Verortung des Menschen in der Welt und für die Erkenntnis.
In dieser Tradition stehen auch die Arbeiten der Wolfsburger Künstlerin Doris Weiß. Sie ist bekannt für ihre Aktzeichnungen, die sie stets unter Mithilfe von Modellen anfertigt. Dabei geht es um weit mehr als bloße Nacktheit. Ihre Arbeiten setzen sich intensiv mit der Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung des Körpers auseinander. In den Werken, die zwischen Malerei, Zeichnung und Installation stehen, wird der Körper zum Kommunikationsmedium. Er interagiert farblich, strukturell oder atmosphärisch mit seiner Umgebung, löst sich immer wieder auf und wird neu definiert.
Diese Auflösung und Neudefinition ist auch im Herstellungsprozess und der Inszenierung angelegt. So bestehen Doris Weiß‘ Arbeiten häufig aus sich überlagernden, transparenten Schichten aus Gaze, die mit festem Papier korrespondieren. In den Zwischenräumen dieser Schichten entsteht ein Freiraum, der die Körperlichkeit zwischen Materalisation und Entmateralisierung oszillieren lässt und dadurch eine neue Sichtweise auf den Darstellungsgegenstand ermöglicht. In ihrer Ausstellung im Raum für Freunde doppelt Doris Weiß die Interaktion der dargestellten Körper mit dem Raum noch zusätzlich. Das dichte Gefüge aus Räumen und Körpern wird um die Perspektive des Betrachters ergänzt und seine Wahrnehmung im Spannungsfeld von Innen und Außen hinterfragt.
Doris Weiß studierte Kunstpädagogik in Braunschweig und arbeitet seit etlichen Jahren in Wolfsburg als Künstlerin. Sie hatte zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland, unter anderem in Japan, Russland und Italien.