Keine Kunstrichtung hat die Normen der Kunst so in Frage gestellt, wie der Dadaismus im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts. Der Zufall oder die Auflösung von Strukturen wurden als kreative Momente erkannt. Hans Richter stellte auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen Gemälde im Dunkeln her, um sich auf seine Intuition zu verlassen. Worte in Gedichten wurden in Laute und Buchstaben aufgelöst. Aber nicht nur der traditionelle Kunstbegriff wurde von Dada in Frage gestellt, sondern auch die Rolle des bildenden Künstlers überhaupt. Wenn etwa Marcel Duchamp industriell produzierte Objekte, Ready-Mades, ausstellt, ist das eine Handlung, die keine handwerklich-künstlerische Kompetenz voraussetzt. Gewohnheiten werden von Dada über Bord geworfen. Unsinn wird zu Sinn. In Digital Dada zeigt der Kunstverein Wolfsburg entsprechend Arbeiten, die Konventionen auflösen und untergraben. Sie wirken nicht nur irritierend und bieten unerwartete Erlebnisse, sondern sind auf diversen Ebenen subversiv.
Im 18. Jahrhundert „verschönerte“ der britische Kunstsammler Henry Blundell eine römische Kopie eines hellenistischen Hermaphroditus (Kind von Hermes und Aphrodite), indem er die Figur kastrierte und damit scheinbar in eine schlafende Venus verwandelte. Mittels 3D-Scan und -Print machte der österreichische Künstler Oliver Laric diese Veränderung rückgängig, um damit eine Aussage gegen das Konstrukt der Heteronormativität zu treffen.
Bei Eunjeong Kim wird das tradierte Medium Malerei zum malerischen Raum. Mit Hilfe von Augmented Reality lösen sich Kompositionselemente scheinbar von der Oberfläche und fangen zu schweben an. Die zweidimensionale Komposition wird zur dreidimensionalen Dekomposition. In einer VR-Installation können sich die Betrachter*innen, untermalt von Klängen, sogar zwischen den Elementen der Komposition bewegen und Teil eines 3D-Gemäldes werden.
Ähnlich wie die koreanische Künstlerin die Malerei hinterfragt Martina Menegon mit Mitteln der Digital Art das Medium Skulptur. Ausgehend von Selbstporträt-Scans produziert die in Wien lebende italienische Künstlerin Martina Menegon digitale Werke, die sie als virtuelle Skulpturen bezeichnet.
In seinem „Google Earth Project“ überlistete der niedersächsische Künstler Bernd Schulz im Jahr 2014 das Programm „Google Earth“, indem er seine „Lichtkunst-Iglus“, die nur durch Langzeitbelichtung als Fotografien existieren, in das Kartensystem von Google als reale Gebäude eintrug. Zwar korrigierte Google Earth die „falschen“ Eintragungen von Schulz‘ virtuellen Architekturen nach einigen Monaten, einige blieben jedoch unentdeckt und existieren bis heute.