Öffnungszeiten

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Sa 13–18h
So u. Feiertags 11–18h


Eintritt frei!

Matthias Fritsch, Music from the masses

X Freundschaftsanfragen

25/02–30/03/2011

Künstler*innen

  • Matthias Fritsch
  • Michelle Teran
  • Michaela von Aichberger
  • Lia
  • Thomson & Craighead

Kuratiert von Justin Hoffmann

Die Ausstellung X Freundschaftsanfragen thematisiert die Potenziale der digitalen sozialen Netzwerke. Sie zeigt neue kommunikative und künstlerische Möglichkeiten der digitalen Plattformen sowie ihre Probleme und Gefahren. Noch werden die Netzwerke im Internet für künstlerische Projekte relativ wenig benutzt. Die Entwicklung steht erst am Anfang. Ihre schnelle Verbreitung ist jedoch absehbar.

Die Beziehung zwischen den Menschen und damit unsere Lebensverhältnisse insgesamt haben sich in den letzten Jahren wesentlich verändert. Eine wichtige Rolle spielen dabei Innovationen der Kommunikationstechnologie, die neue soziale Strukturen produziert, insbesondere den sogenannten Digital Divide. So unterscheidet man heute zwischen Digital Natives, also jenen, die mit dem Internet aufgewachsen sind, und den Digital Immigrants, welche digitale Medien erst im Laufe ihres Lebens kennenlernten. Zwischen ihnen liegt eine Wissenskluft, begründet auf differenten kommunikativen Praxen.

Auslöser für diese Entwicklung war die Digitalisierung der Information, die eine unbegrenzte Reproduzierbarkeit aber auch eine ungeahnte Verfügbarkeit und Erreichbarkeit erzeugte. Der Umbruch ist auf den Beginn des 21. Jh.s. datiert, der Epoche des gereiften Internets und des expandierten Mobiltelefons. Im Zuge dieses digitalen Wandels wird die Grenze zwischen Individual- (z.B. Telefon) und Massenmedium (z.B. Radio) immer brüchiger. Die Digitalisierung bewirkt zudem eine Annäherung ehemals getrennter Medien, womit sich die Relation von Anbietern und Nutzern grundlegend verschiebt. Medienkonvergenz meint in diesem Zusammenhang die Verschmelzung früher separater Medien als auch die Loslösung von informationsspezifischen Übermittlungsformen. Das World Wide Web wird dabei zum Supermedium.

Exemplarisch für die Verknüpfung verschiedener medialer Zeichensysteme stehen die verschiedenen Social Networks, die man auch digitale Plattformen oder Netzgemeinschaften nennt. Facebook, MySpace, flickr, studiVZ, Twitter und XING sind die vielleicht bekanntesten unter ihnen. Sie haben – ohne Übertreibung – unser Leben verändert. Denn nicht nur neue Kommunikationsmedien wurden benutzt sondern auch die Kommunikationsinhalte haben sich geändert. Die Social Networks nehmen Einfluss auf unsere Gefühlswelt und entwickeln neuartige Formen der Ich-Darstellung und der Identitätsbildung.

Sich in soziale Netzwerke einloggen, bedeutet sich freiwillig in eine Art von Matrix zu begeben, die Slavoj Zizek als ein Netzwerk beschreibt, das unsere Wirklichkeit strukturiert und unsere visuelle, symbolische Ordnung darstellt. Sie steht für das, aufgrund dessen ein Subjekt die Folgen seiner Handlungen niemals ganz beherrschen kann. Was ist nun das zentrale Begehren, das uns veranlasst, Mitglied dieser Netzwerke zu werden? Neben dem nutzen neuer Wege der Distribution, des Zugangs und des Speicherns, sind es vor allem die emotionalen Faktoren wie der vermeintliche Kontakt zu zahlreichen neuen Menschen, die anziehend wirken.

Die Ausstellung X Freundschaftsanfragen versammelt bildende Künstler, die die Bedeutung dieser digitalen Plattformen erkannt haben. Sie verwenden diese als ihr Medium, intervenieren in kommunikative Abläufe oder referieren auf deren sozialen Effekte. Da der Kunstverein Wolfsburg selbst Mitglied von Facebook ist, werden bestimmte Teile des Projekts direkt in die Netzwerke einfließen und dort präsentiert werden.

 

Die internationale Gruppenaustellung X Freundschaftsanfragen ist ein Beitrag des Kunstverein Wolfsburg zum Science & Art-Festival  Phaenomenale 2011, das der Kunstverein zusammen mit dem Kulturbüro der Stadt Wolfsburg, Jugendförderung Wolfsburg und dem Medienhaus Braunschweiger Zeitungsverlag organisiert. Die Phaenomenale findet bereits seit 2007 jährlich statt. Im Jahr 2011 steht sie unter dem Thema „Neue Freunde, neue Feinde. Die digitale Welt: Bedrohung oder Chance?“.